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Fabulate 2 - © 2021 MA-Verlag Fabulate 2 - © 2021 MA-Verlag

Helmut Barthel

Fabulate 2

Randbemerkungen zu Kampfkunst und Philosophie

erschienen im Dezember 2021
Softcover
Seitenanzahl 236
Preis 14,50 €

ISBN/EAN: 978-3-925718-44-1

Klap­pen­text:

Wenn es um all­ge­mein­gül­ti­ge, je­doch auch im De­tail auf­schluss­rei­che, Be­wer­tun­gen und Aus­sa­gen zu für den eu­ro­päi­schen Blick stre­cken­wei­se eher be­fremd­lich er­schei­nen­den Kampf- und Kriegs­küns­ten aus Ost­asi­en und den USA geht, so fin­den sich in den Bei­trä­gen die­ses Bu­ches durch­aus si­gni­fi­kan­te Bei­spie­le dazu. Den Zweck, dem Laien wie dem Ex­per­ten ei­ni­ge tie­fe­re und his­to­ri­sche Zu­sam­men­hän­ge nä­her­zu­brin­gen, er­fül­len die Texte in­for­ma­tiv und un­ter­halt­sam. Ge­ra­de die geis­ti­gen und phi­lo­so­phi­schen As­pek­te wer­den hier an­ge­mes­sen be­han­delt. Kurz­um, den vor­lie­gen­den, erst­ma­lig im Fach­ma­ga­zin „Mar­ti­al Arts“ ver­öf­fent­lich­ten Ge­dan­ken zu den die Kriegs- und Kampf­küns­te be­tref­fen­den The­men wurde mit die­sem Blick, wenn auch in klei­nem Maß­stab, aufs Denk­bars­te Rech­nung ge­tra­gen.

Das CH'I-Konzept

Ch'i - Ein umstrittener Begriff
(Das Ch'i-Konzept - Teil 1)
13
Ch'i-Ti „Höllentor“25
Exkurs: „Appendix“27
Ch'i - Überprüfbarkeit in der körperlichen Praxis
Der technische Ch'i-Begriffund seine Verwendung
(Das Ch'i-Konzept - Teil 2)
29
Ch'i-Ti „Denke“53
Exkurs: „Schiebende Hände“55
Die philosophischen, geschichtlichen und praktischen Werte des Ch'i-Konzepts
(Das Ch'i-Konzept - Teil 3)
57
Ch'i-Ti „Der Traumgast“75
Exkurs: „Der Schritt“77

YIN & YANG

Yin & Yang
Ein Gegensatzpaar für Ordnung und Ausgleich
(Yin & Yang - Teil 1)
81
Ch'i-Ti „Regeln“101
Exkurs: „Wirklich“103
Yin & Yang
in der Literatur- und Philosophiegeschichte Chinas
(Yin & Yang - Teil 2)
105
Ch'i-Ti „Hypowitz“117
Exkurs: „Traumtanz“119
Yin & Yang
Analyse und Schlussfolgerung Bedeutung des Yin & Yang für die gesellschaftlichen Aneignungs- und Verwaltungsprozesse nicht nur in der Frühgeschichte Chinas
(Yin & Yang - Teil 3)
121
Ch'i-Ti „Heil“131
Exkurs: „Graviton“133

Kriegskunst der Indianer?

Unvereinbare Gegensätze -
Indianische Existenzanschauungen versus Lebensauffassungen östlicher und westlicher Zivilisationen
(Kriegskunst der Indianer? - Teil 1)
139
Ch'i-Ti „Treffen“153
Exkurs: „Rotmütz“155
Folgen der Begegnung zwischen der weißen Kultur und der roten Urkultur
(Kriegskunst der Indianer? - Teil 2)
157
Ch'i-Ti „Dummy“173
Exkurs: „Hirsekorn“175
Kriegskunst der Indianer -
eine Erfindung der weißen Geschichtsschreibung
(Kriegskunst der Indianer? - Teil 3)
177
Ch'i-Ti „Flüstertüte“187
Exkurs: „Silberstreif“189
Das „Endliche Ritual“
(Unveröffentlichter Romanauszug)
193
Exkurs: „Abgrund“219
Über den Autor223

Ch'i - Überprüfbarkeit in der körperlichen Praxis

[…]

Um noch ein­mal auf das zir­ku­lie­ren­de Ch'i zu­rück­zu­kom­men, kön­nen wir hier fest­stel­len, dass es immer dort, wo es in kom­pli­zier­te Funk­tio­nen oder un­über­schau­ba­re Zu­sam­men­hän­ge ge­bracht wird, eine aus­schließ­li­che me­ta­phy­si­sche Lü­cken­bü­ßer­rol­le er­füllt. Es scheint mir daher wich­tig, so­lan­ge man von spür­ba­ren und be­greif­ba­ren En­er­gie- und Kraft­wir­kun­gen spricht oder diese prak­ti­ziert, auch in den Er­klä­rungs­mo­del­len bei die­sen zu blei­ben und einen grund­sätz­li­chen phi­lo­so­phisch-spe­ku­la­ti­ven Be­griff­wie das Ch'i nicht auf so un­an­ge­mes­se­ne Weise zu ver­brau­chen.

Die­sen Teil der Serie möch­te ich damit ab­schlie­ßen, in Wort und Bild auf ein Bei­spiel ein­zu­ge­hen, dem häu­fig Ch'i-Kraft als letz­te Er­klä­rung zu­ge­ord­net wird. Ich meine den PUSH, d.h. die Wir­kung, in der ein Kon­tra­hent unter be­stimm­ten Um­stän­den von kaum oder nicht wahr­nehm­ba­rer Kraft plötz­lich et­li­che Meter zu­rück­ge­schleu­dert bzw. -ge­prellt wird. Wich­tig ist dabei auf­zu­zei­gen, dass die­ser Vor­gang auch völ­lig an­ders er­klärt, ver­stan­den und ge­lernt wer­den kann als unter Zu­hil­fe­nah­me einer ge­heim­nis­vol­len Ch'i-Kraft.

Demonstration der Push-Bewegung - © 2021 MA-Verlag Demonstration der Push-Bewegung - © 2021 MA-Verlag Demonstration der Push-Bewegung - © 2021 MA-Verlag
Der Autor de­mons­triert eine Push-Be­we­gung
mit ge­ring­fü­gi­gem Ein­satz.

Durch An­span­nung und Ent­span­nung des ak­ti­ven Be­we­gungs­ap­pa­ra­tes wird der Kör­per bzw. der pas­si­ve Be­we­gungs­ap­pa­rat in Be­we­gung ge­bracht und ge­hal­ten. Diese Be­we­gung re­sul­tiert aus der sich wie­der­ho­len­den Sta­bi­li­sie­rung eines stän­dig im Fall be­find­li­chen Kör­pers durch Mus­kel­kon­trak­ti­on. Kräf­te, die durch Mus­kel­span­nung und -ent­span­nung ent­ste­hen und nach außen wir­ken, sind durch ko­or­di­nier­te Stütz- und Sta­bi­li­sie­rungs­kon­trak­tio­nen und durch lo­ka­le Ent­span­nung in eine Rich­tung ge­schwun­ge­ne Ge­wich­te, die wie­der­um durch nach­fol­gen­de Kon­trak­ti­on bzw. Sta­bi­li­sie­rung des Ge­samt­kör­pers als sta­ti­scher Druck an einem ge­dach­ten Au­ßen­punkt wir­ken. Die­ser ge­dach­te Druck­punkt bzw. Auf­schlag­punkt ent­spricht dem über die räum­li­che Wahr­neh­mung (= vi­su­el­ler, akus­ti­scher sowie Tast­sinn) an­vi­sier­ten Brenn­punkt. Auf die­sen Punkt stellt sich der Kon­trak­ti­ons-/Re­la­xa­ti­ons­rhyth­mus als Be­we­gungs­pha­se ein, um sich dann in der Funk­ti­on des Drucks und des Schla­ges neben der Druck- bzw. Schlag­wir­kung wie­der selbst zu sta­bi­li­sie­ren. Der räum­li­chen Ori­en­tie­rung durch Wahr­neh­mung und ihrer Re­flex­um­set­zung im Mus­kel­be­reich wird mit einer für das Be­wusst­sein nicht wahr­nehm­ba­ren Ge­schwin­dig­keit, den Ver­hält­nis­sen und Ver­än­de­run­gen ent­spre­chend, mit kör­per­li­chen Re­ak­tio­nen stän­dig Rech­nung ge­tra­gen. Jede Stütz- und Sta­bi­li­sie­rungs­funk­ti­on wirkt der Fall­be­we­gung ent­ge­gen und de­sta­bi­li­siert gleich­zei­tig kurz­fris­tig in die ent­ge­gen­ge­setz­te Rich­tung.

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Die­sem Um­stand ver­dankt nun der mit ge­ring­fü­gi­gem Auf­wand aus­ge­führ­te Push seine Wir­kung. Wenn ein an­vi­sier­ter Brenn­punkt, der dem end­li­chen Druck­punkt ent­spre­chen soll­te, in einem Be­we­gungs­ab­lauf bzw. -rhyth­mus schnel­ler oder kür­zer als die­ser Rhyth­mus sel­ber aus der Wahr­neh­mungs­ori­en­tie­rung ver­schwin­det oder wei­ter als ur­sprüng­lich an­vi­siert nach hin­ten in den Raum ver­legt wird, dann wird der auf die­sen Brenn­punkt ge­stütz­te Be­we­gungs­ab­lauf un­ter­bro­chen und rea­li­siert eine Um­ori­en­tie­rung durch eine kurz­fris­ti­ge Sta­bi­li­sie­rung gegen den nach vorn ge­rich­te­ten Schwung- und Fall­ab­lauf. Diese Ge­gen­kon­trak­ti­on löst eine Schwung- bzw. Fall­be­we­gung in die ent­ge­gen­ge­setz­te Rich­tung aus.

Bevor der Re­flex­bo­gen eine Ver­schie­bung des an­vi­sier­ten Druck- bzw. Brenn­punk­tes in der be­sag­ten Weise durch eine Ge­gen­re­ak­ti­on im Ge­samt­be­we­gungs­ab­lauf rea­li­siert hat, hat der Push-Aus­üben­de be­reits den Druck­punkt wie­der nach vorn ver­la­gert und be­wegt ihn un­merk­lich in die ent­ge­gen­ge­setz­te Rich­tung. Diese un­merk­li­che Ge­gen­be­we­gung tritt wegen ihrer Kürze mit dem in der Re­sta­bi­li­sie­rungs­pha­se be­find­li­chen Fall- und Kon­trak­ti­ons­ab­lauf des Kon­tra­hen­ten in Ver­bin­dung und ver­stärkt - dem Fall und der Kon­trak­ti­ons­kraft des Geg­ners ent­spre­chend - die Rück­wärts­be­we­gung des An­grei­fers als in­sta­bi­le Fall­wir­kung. Nur durch eine schnel­le­re Kon­trak­ti­on in die glei­che Rich­tung könn­te der Geg­ner die­ser De­sta­bi­li­sie­rung ent­ge­gen­wir­ken. Der Kon­tra­hent fängt so je­doch sei­nen Fall durch einen be­wuss­ten Sprung nach hin­ten auf und muss dies, je nach Ge­schwin­dig­keit und Stär­ke der Fall­wir­kung, häu­fi­ger wie­der­ho­len.

Das­sel­be gilt auch für den Push, des­sen Aus­füh­rung das gleich­zei­ti­ge Öff­nen und Schlie­ßen des Kör­pers vor­aus­setzt. Dabei wird der Ein­druck er­weckt, als würde sich der Prak­ti­zie­ren­de in der Push-Phase nicht oder kaum be­we­gen und der Kon­tra­hent wie von einer un­sicht­ba­ren Kraft ab­ge­prellt wer­den.

Tat­säch­lich er­eig­net sich die­ser Vor­gang nicht in dem­sel­ben Au­gen­blick, son­dern ist eine noch mehr auf die un­mit­tel­bars­te (senk­rech­te) Fall­rich­tung be­zo­ge­ne Wech­sel­be­we­gung von ste­ti­ger Span­nung und Ent­span­nung.

Das­sel­be ge­schieht, wenn der An­grei­fer von oben nach unten drückt und dabei sei­nen Ober- mehr als den Un­ter­kör­per an­spannt. Durch eine kaum merk­li­che Ver­schie­bung des An­griffs­punk­tes nach unten wird der Druck des Ober­kör­pers für den Kon­tra­hen­ten selbst nach unten wirk­sam. Seine Re­fle­xe steu­ern dem durch Kon­trak­ti­on im un­te­ren und durch Ent­span­nung im obe­ren Kör­per­be­reich ent­ge­gen, wäh­rend der Druck­punkt des Push-Aus­füh­ren­den sich be­reits wie­der nach oben be­wegt.

Um die­ser grö­ße­ren Ge­schwin­dig­keit bzw. Kürze stän­di­ger un­ver­mit­tel­ter Sta­bi­li­täts­ver­schie­bung zu ent­spre­chen, muss der Geg­ner durch einen un­frei­wil­li­gen Sprung einen Sturz nach hin­ten ver­hin­dern. Für den Be­trof­fe­nen fühlt es sich häu­fig so an, als wenn er für die­sen Au­gen­blick un­ge­wöhn­lich leicht wird. Die­ses stimmt damit über­ein, dass die Wahr­neh­mung die Wir­kun­gen und Ge­gen­wir­kun­gen der Ge­wichts­ver­hält­nis­se in einer der­art kur­zen Push-Phase nicht re­gis­triert und sich auch die Re­fle­xe die­ser be­wusst an­ge­wen­de­ten Push-Tech­nik nach­ord­nen.

Demonstration der Push-Bewegung - © 2021 MA-Verlag Demonstration der Push-Bewegung - © 2021 MA-Verlag
Die De­sta­bi­li­sie­rungs­pha­se (Rück­wärts­be­we­gung des
Kon­tra­hen­ten) zeigt an, dass die Rück- und Vor­ver­schie­bung
des Druck­punk­tes be­reits statt­ge­fun­den hat.
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Fort­ge­schrit­te­ne­re An­wen­dung die­ser Be­we­gungs­tech­nik
(Die Be­we­gung ist von außen kaum mehr sicht­bar).

Durch Ge­wichts­ver­schie­bung ver­la­gert sich der ge­dach­te (po­ten­ti­el­le) Druck­punkt tie­fer, so dass der aus­ge­führ­te Push bei schein­bar äu­ße­rer Be­we­gungs­lo­sig­keit eben­falls nach vorn, je­doch leicht von unten nach oben wirkt.

Damit will ich sagen, dass es sich bei dem so­ge­nann­ten Push des gleich­zei­ti­gen Öff­nens und Schlie­ßens (Gleich­zei­tig­keit von Yin und Yang) um den­sel­ben Ab­lauf han­delt wie zuvor be­schrie­ben. Der Un­ter­schied be­steht nur in dem di­rek­te­ren (be­zo­gen auf die Fall­rich­tung senk­rech­ten) Weg mit nach oben leicht mo­di­fi­zier­ter Wir­kung. Eine Gleich­zei­tig­keit des Öff­nens und Schlie­ßens ist dabei je­doch eben­so eine äu­ße­re Täu­schung wie die auf­tre­ten­de Prell­wir­kung bes­ten­falls durch die Kon­trak­ti­on gegen den Boden ver­ur­sacht wird und nicht durch ir­gend­ei­ne an­ders­ge­ar­te­te Kraft (Ch'i).

In kom­pri­mier­ter und si­cher nicht leicht ver­steh­ba­rer Form habe ich damit einen - auf gro­ßem Raum leich­ter be­schreib­ba­ren - phy­si­ka­li­schen Zu­sam­men­hang an­ge­deu­tet, der voll und ganz die phä­no­me­na­le Wir­kung eines über viele Meter rei­chen­den Push-Ef­fek­tes mit kaum sicht­ba­rer aus­lö­sen­der Be­we­gung er­klärt.

Wenn es einem Men­schen ge­lingt, einen an­de­ren von sich ab­pral­len zu las­sen, ohne dass die­ser eine Vor­wärts- oder Rück­wärts­be­we­gung spürt, so ist dies das Er­geb­nis einer kör­per­be­wuss­ten Ver­wen­dung der zuvor be­schrie­be­nen Be­din­gun­gen, in un­gleich kür­ze­rer Zeit und auf un­gleich kür­ze­rem Weg, als die Re­fle­xe des Kon­tra­hen­ten ge­gen­zu­steu­ern ver­mö­gen, den Druck- oder Brenn­punkt mehr­mals zu ver­la­gern und damit um­ge­kehrt wirk­sam wer­den zu las­sen.

Wegen der abs­trak­ten und kurz­ge­schlos­se­nen, schwer zu­gäng­li­chen Fas­sung, die aus­schließ­lich auf den Um­stand zu­rück­geht, dass für eine an­ge­mes­se­ne um­fas­sen­de Er­klä­rung der zu­grun­de­lie­gen­den kom­ple­xen Zu­sam­men­hän­ge der Raum fehlt, bin ich gerne be­reit, wirk­lich In­ter­es­sier­ten diese Theo­rie bei ge­nau­er Nach­fra­ge näher zu er­läu­tern und zu be­wei­sen.

Das obige Bei­spiel und alle an­de­ren auf­ge­führ­ten Ar­gu­men­te kön­nen und sol­len sich nicht gegen Ch'i als Denk- und Ar­beits­kon­zept wen­den, son­dern nur An­satz­punk­te bie­ten, den mit Si­cher­heit wert­vol­len und brauch­ba­ren In­hal­ten, die sich mit die­sem Be­griff ver­bin­den, mit un­ge­zwun­ge­ner und be­frei­ter Neu­gier nä­her­zu­kom­men. Es war schon immer die Folge von Dog­ma­ti­sie­rung, den Weg zum Kern einer Sache schwie­ri­ger zu ge­stal­ten, als er ei­gent­lich ist.

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Zwei Hörner und Ruß - © 2021 MA-Verlag Zwei Hörner und Ruß - © 2021 MA-Verlag

Sedat Kalyoncu

Zwei Hörner und Ruß

Teufelsgeschichten

erschienen im Dezember 2021
Softcover
Seitenanzahl 288
Preis 14,90 €

ISBN/EAN: 978-3-925718-43-4

Klap­pen­text:

Jede Kul­tur kennt Teu­fels­ge­schich­ten und jede Zeit­epo­che lässt sie in einem spe­zi­fi­schen Licht auf­schim­mern. Die ge­sell­schaft­li­chen Be­din­gun­gen im Da­sein der Men­schen haben sich über die Jahr­hun­der­te immer wie­der ver­än­dert, die Wi­der­sprü­che indes, mit denen sich die Hoff­nung auf ein Leben in Frie­den und ohne die Heim­su­chung von viel­fäl­tigs­ten Not­la­gen, Hun­ger, Ge­walt und zer­bro­che­nen Träu­men kon­fron­tiert sieht, be­hiel­ten ihren Biss bei, wenn­gleich sie heute wohl an Schär­fe ge­won­nen haben.

Der Teu­fel in der mo­der­nen Welt droht nicht mehr mit Höl­len­qua­len. Die­ses Ge­wer­be hat aus­ge­dient. Und doch ruht sein fins­te­rer Schat­ten wei­ter­hin auf den Ver­spre­chun­gen die­ser Welt, deren Lock­ruf und Glanz auf­recht­zu­er­hal­ten Film, Li­te­ra­tur und Un­ter­hal­tungs­in­dus­trie nicht müde wer­den.

Teu­fels­ge­schich­ten er­lau­ben einen Blick in Grenz­be­zir­ke. Wo Zwei­fel sprie­ßen, Un­ru­he wächst, Wut das Beicht­be­dürf­nis nie­der­wirft, wo sich der Mensch in sei­ner gan­zen Ver­lo­ren­heit er­kennt und davor nicht mehr zu­rück­schreckt, haben sie ihr Zu­hau­se.


Ein Schattenriss vom Schach der Finsternis9
Eine Sommernachts-Querele36
Verrückte Wirklichkeit61
Mondgasse 491
Stinker109
Wette gegen den Teufel120
Die goldene Taschenuhr129
Diyarbakir143
Dschinnistan172
Die mit den Toten wandeln198
Verlorene Seele im Nebel233
Weiße Asphodelusblumen243
Im Trollenland258

Verrückte Wirklichkeit

[…]

Eines Abends, kaum eine Woche war seit jenem er­schüt­tern­den Er­eig­nis ver­strich­en, nä­her­ten sich dump­fe, blind sich vor­tast­en­de Schrit­te mei­ner Tür wie von einem Be­trun­ke­nen oder einem Men­schen am Ende sei­ner Kräf­te.

Ich wusste, noch ehe das Klop­fen gegen meine Tür er­tön­te, dass Je­re­my drau­ßen stand, und dass er ge­kom­men war, um mir etwas Schreck­li­ches zu ent­hül­len. Und doch war ich über­aus schock­iert, als ich ihn im halb­dunk­len Kor­ri­dor mit ge­senk­tem Kopf wie ein Häuf­lein Elend gegen die Wand ge­lehnt sah, die Glie­der ent­kräf­tet, dass er kaum noch ste­hen konn­te. Auf sei­nen nack­ten Un­ter­ar­men, als ein schma­ler Strei­fen Lichts aus der Haus­tür auf die Stein­flie­sen fiel, be­merk­te ich mit Er­schreck­en lange blu­ti­ge Strie­men, sein Ge­sicht glänz­te nass vor über­mensch­li­cher An­stren­gung, schwer und ruck­wei­se ging sein Atem und aus sei­nen Augen blick­te der Veits­tanz eines un­be­schreib­li­chen Ent­set­zens.

Fast fiel er über die Tür­schwel­le. Ich musste ihn stüt­zen und auf wan­ken­den Knien zum Oh­ren­ses­sel neben dem Wand­schrank schlep­pen. Trotz mei­ner dürf­ti­gen me­di­zi­ni­schen Kennt­nis­se ver­band ich ihm die ver­letz­ten Arme, nach­dem ich die Wun­den mit Jod­tink­tur aus­ge­wa­schen hatte, so gut es ging. Je­re­my zuck­te mit kei­ner Miene. Der Schmerz schien durch ihn hin­durch­zu­ge­hen, als exist­ier­te er gar nicht an­ge­sichts des­sen, was er durch­ge­macht hatte.

Un­stet und voll Fle­hens such­ten seine Augen immer wie­der mein Ge­sicht. Ich wich sei­nen Blick­en je­doch mit kal­ter Be­harr­lich­keit aus. Seine Ge­gen­wart wirk­te auf eine nicht näher zu de­fi­nie­ren­de Weise selt­sam be­ängs­ti­gend auf mich. So setz­te ich mich schlie­ß­lich ein paar Schrit­te von ihm ent­fernt auf einen höl­zer­nen Sche­mel. Das Licht hatte ich ab­ge­dämpft. Träge lag sein Ober­kör­per in den Pols­tern.

Ich un­ter­nahm einen er­sten Vor­stoß, scherz­te: „Du scheinst eine toll­wü­ti­ge Ge­lieb­te um­armt zu haben.“

Er schüt­tel­te müde den Kopf. „Es gibt noch etwas an­de­res, der Liebe sehr Ver­wand­tes und Grau­sa­mes.“

Ich schluck­te schwer und fühl­te im Geis­te eine ge­wal­ti­ge Hand nach mir schla­gen, wie man Flie­gen an der Wand zer­drückt. Ich merk­te auf, als er wie­der zu spre­chen be­gann.

„Ich habe einen ge­fahr­vol­len, seil­tän­zer­ischen Zu­gang ge­fun­den zu den Re­gio­nen des An­fangs. Vor ei­ni­gen Stun­den, es würde zu lange dau­ern, dir alle Ein­zel­hei­ten zu er­klä­ren. Es war grau­en­haft …“ Sein Kopf fiel er­schöpft auf das Kis­sen zu­rück.

„Und die Ver­wun­dung?“, frag­te ich und deu­te­te mit dem Zei­ge­fin­ger auf seine Arme.

„Von einem Fle­der­m­aus­ge­schöpf mit dem Un­ter­leib einer nack­ten Frau, sie hatte gräss­li­che, mör­de­risch me­tal­le­ne Klau­en.“ Seine Stim­me stock­te, aber ich konn­te er­ken­nen, wie die Er­in­ne­rung daran ihm schmerz­vol­le Fur­chen durch die Wan­gen zog. „So lü­stern nach mei­nen Küs­sen, war es doch ein Akt ge­frä­ßi­ger Wol­lust. Ich ent­kam dem Suc­cu­bus in letz­ter Not. Du siehst, die My­then lügen nicht.“

„Um Him­mels wil­len, Je­re­my“, meine Stim­me er­schreck­te mich selbst, hall­te schrill in mei­nen Ohren nach. In ihr vi­brier­te un­ver­hoh­len eine er­bärm­li­che, die Sinne zer­fet­zen­de Angst. Ja, Angst, dass sein Wahn­sinn auf mich über­grei­fen könn­te wie eine an­ste­cken­de Krank­heit. „Du musst damit Schluss ma­chen, hörst du, dein Eifer rich­tet dich noch zu­grun­de. Ich will nicht wis­sen, wo du warst, oder ob du dir das alles nur ein­ge­bil­det hast. Aber du spielst mit Kräf­ten, die ein Mensch nicht kon­trol­lie­ren kann. Als dein Freund rate ich dir, lass die Fin­ger davon!“

„Ich kann nicht und will auch nicht, denn sieh, wie könn­te ich mich glau­ben ma­chen“, und er streck­te mir seine ver­bun­de­nen Arme ent­ge­gen, „all dies wären nur spuk­haf­te Träu­me ge­we­sen!“

Ich wand­te den Blick von ihm ab, schau­te herab auf den ver­schlis­se­nen Tep­pich zu mei­nen Füßen und wünsch­te mich an einen an­de­ren Ort. Seine Stim­me, klar und hell, riss mich aus fer­nen, en­g­um­schlun­ge­nen Ge­dan­ken zu­rück.

„Die Wirk­lich­keit, wie sie der Mensch be­greift, ist nur die Grab­kam­mer des Le­bens. Aber der Tod bleibt uns ver­wehrt. Wir fürch­ten, was da­nach kommt, nicht ohne trif­ti­gen Grund, er­dul­den zu Leb­zei­ten die schlimms­ten Krän­kun­gen aus eben­die­sem Wis­sen. Du rätst mir zum Ver­ges­sen, doch ich sehe dir an, dass du deine ei­ge­nen Worte mit fal­schen Schwü­ren be­hängst. Weißt du, was mein Vater auf dem Ster­be­bett mit sei­nem letz­ten Atem­zug flü­ster­te? Ich will es dir ver­ra­ten, er sagte, ‚ret­tet mich vor ihnen‘.“

„Komm zu dir, Je­re­my! Kind­heits­er­in­ne­run­gen sind nicht das wirk­li­che Leben“, schleu­der­te ich ihm er­bost ent­ge­gen, wuss­te aber zu­gleich, dass mein Wut­aus­bruch nur meine ei­ge­ne Hilf­lo­sig­keit über­de­cken soll­te.

Er lach­te bit­ter auf, stürz­te dann plötz­lich zur Tür, riss sie auf, doch ehe er hin­aus­trat, wir­bel­te er noch ein­mal auf den Ab­sät­zen herum. Ich fühl­te sei­nen durch­drin­gen­den Blick auf mei­nem ge­heim­sten Ge­dan­ken. „Nein, mein Freund“, sagte er mit einer Über­zeu­gungs­kraft, wie sie Wahn­sin­ni­gen zu­wei­len zu eigen ist, „dein Trost ist nur eine ge­borg­te Lüge, du zahlst sie zu­letzt an die Gruft zu­rück. Hast du dich nie ge­fragt, was unser vie­hi­sches Leben er­träg­lich macht? Es ist die Angst, die das Ver­spre­chen zu­sam­men­leimt und die dafür sorgt, dass wir an den Gren­zen un­se­rer Ah­nun­gen ste­cken­blei­ben und lang­sam kre­pie­ren. Das Lä­cheln der Rose hängt an ihrem Dorn. Ich aber werde mich nicht damit zu­frie­den­ge­ben, der­einst mit mei­nem Leich­nam in der Erde Wür­mer zu füt­tern oder im Him­mel von hung­ri­gen Har­py­ien ver­schlun­gen zu wer­den. Ich werde einen Weg fin­den aus die­sem Schat­ten­la­by­rinth.“

Is­tan­bul 1962 hatte für Sedat Ka­lyon­cu nur die vor­über­ge­hen­de Be­deu­tung eines Ein­trags auf einer Ge­burts­ur­kun­de. Be­reits im zar­ten Alter von an­dert­halb Jah­ren be­gann für ihn un­ter­des­sen eine Reise, die ihn, zu­nächst mehr mit­ge­ris­sen als wil­lent­lich be­ab­sich­tigt, zum Grenz­gän­ger zwi­schen dem Ok­zi­dent und dem Ori­ent mach­te. Einst auf­ge­bro­chen in einem klei­nen Dorf in den Ber­gen am hin­te­ren Teil der tür­ki­schen Schwarz­meer­küs­te, ver­schlug es ihn an die von brö­ckeln­den Steil­fel­sen und wei­ßem Dü­nen­sand um­schlun­ge­nen Ge­sta­de der Ost­see, kurz­um: in die alte Han­se­stadt Lü­beck.

Ein mi­gran­ti­sches Schick­sal, könn­te man mei­nen, aber zu­gleich auch eine un­ver­hoff­te Chan­ce, zwei Wege und As­pek­te in der Aus­ein­an­der­set­zung mit dem, was den Men­schen an­geb­lich aus­macht und was er im Laufe tur­bu­len­ter Ge­schichts­ver­läu­fe ver­lo­ren hat, ken­nen­zu­ler­nen. Für je­man­den, der hin­ein­ge­wor­fen wurde in den ge­sell­schaft­lich bra­cki­gen Sumpf von tra­dier­ten Her­kunfts- und Ab­stam­mungs­my­then, stellt der über­la­de­ne und viel­fach ab­ge­wetz­te Be­griff der ge­fühl­ten Hei­mat eine über allen Schein exis­ten­ti­el­le Frage und Her­aus­for­de­rung dar.

Spricht auch die Zunge in vie­len Spra­chen, so kennt das Men­schen­herz doch nur ein ein­zi­ges Heim. Es ver­weilt an kei­nem Stra­ßen­schild, wirft kei­nen Schat­ten auf his­to­ri­sche Denk­mä­ler und wirbt auf Ne­on­re­kla­men um keine käuf­li­chen Waren. Jede echte Zu­ge­hö­rig­keit ist ein Wag­nis und erstrit­ten au­ßer­halb von Staats-, fa­mi­liä­ren oder kul­tu­rel­len Gren­zen. So sind über die Jahre zu die­sen und art­ver­wand­ten The­men eine An­zahl von Ge­schich­ten ent­stan­den, skur­ril, ver­wor­ren, ge­heim­nis­voll, aber - so un­auf­halt­sam wie Was­ser auf sei­nem Weg durchs un­ter­ir­di­sche Ge­stein - mit Lei­den­schaft ge­schrie­ben.

Sedat Ka­lyon­cu hat ver­schie­de­ne Kampf­küns­te be­trie­ben und von Ju­gend auf dem Schach­spiel die Treue ge­hal­ten. In­zwi­schen lebt und ar­bei­tet er in einem klei­nen Dorf in Dith­mar­schen, Schles­wig-Hol­stein. Viele sei­ner Texte sind in der elek­tron­ischen Zeit­schrift „Schat­ten­blick“ ver­öf­fent­licht.

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Zauber kalt - Teil 2 - © 2021 MA-Verlag Zauber kalt - Teil 2 - © 2021 MA-Verlag

Helmut Barthel

Zauber kalt

Ein Märchen für Erwachsene
Teil 2 - Die wilde Jagd

erschienen im April 2021
Paperback
Seitenanzahl 92
Preis 9,00 €

ISBN/EAN: 978-3-925718-41-0

Klap­pen­text:

Oh­ne­hin haben die Le­ser­in­nen und Leser eine lange Zeit be­reits auf eine Fort­set­zung mei­nes Be­richts über die Be­geg­nun­gen und eher ver­hal­te­nen Zu­sam­men­stö­ße mit den Gei­stern und Wesen des hohen Nor­dens und ihrer geo­gra­phisch doch sehr weit­räu­mi­gen Ge­gen­wart bis in die Re­gi­on einer mei­ner letz­ten Le­bens­ab­schnitts­adres­sen in der Bun­des­re­pu­blik Deutsch­land in Schles­wig-Hol­stein hin­ein war­ten müs­sen. Es ist und bleibt be­deu­tungs­los, ob die von mir auch als „Mär­chen für Er­wach­se­ne“ be­ti­tel­te Er­zäh­lung die Mühe um Auf­rich­tig­keit und Wahr­heit wi­der­spie­gelt, denn diese Zei­len wer­den am Ende tat­säch­lich nur für jene Auf­merk­sam­keit ver­fasst, die, in wel­chen Ge­gen­den immer, min­de­stens in den Er­kennt­nis­sen einer art­ver­wand­ten Er­fah­rung wur­zelt. Am Ende müss­te dann ei­gent­lich jene Ge­wiss­heit mit dem nicht lös­ba­ren und ver­gleichs­los fe­sten Biss eines Kro­ko­dil­mauls grei­fen, um die Tür zu einer nach un­se­ren bis­her gel­ten­den Kri­te­ri­en un­be­kann­ten Mäch­tig­keit auf­zu­sto­ßen.

  1. Von Lappland nach Dithmarschen
  2. Meldorf (Teil 1)
  3. Gudendorfer Wald (Teil 1)
  4. Meldorf (Teil 2)
  5. Gudendorfer Wald (Teil 2)
  6. Meldorf (Teil 3)
  7. Gudendorfer Wald (Teil 3)
  8. Ausblick

Gu­den­dor­fer Wald

(Teil 1)

[…]

So wurde es ge­ra­de die­ser Wald in Gu­den­dorf, den wir bald selbst zu un­se­rem Grenz­über­gang in eine an­de­re Welt mach­ten, nach­dem wir be­reits un­se­re höchst ei­ge­nen Er­fah­run­gen in An­be­tracht un­se­res sub­jek­ti­ven Ver­ständ­nis­ses von Zau­be­rei und von den Be­geg­nun­gen mit der Geis­ter­welt ge­sam­melt hat­ten.

[…]

Die wohl kras­ses­te Kon­fron­ta­ti­on zwi­schen Busch und Wald, Hü­geln und Sen­ken, an die ich mich dun­kel er­in­nern kann, war die Be­geg­nung mit dem Mann aus Holz. Nie wie­der habe ich so etwas Na­tur­be­las­se­nes und gleich­zei­tig Un­na­tür­li­ches ge­se­hen: ein Baum ohne Rinde, Zwei­ge wie Haare, Äste wie Arme und Wur­zeln wie Beine, die in den Ge­len­ken kronsch­ten und knirsch­ten. Im Halb­dun­kel einer fast Voll­mond be­schie­ne­nen Nacht, im Ge­wirr vie­ler an­de­rer Bäume, Äste und Zwei­ge trat er mir in etwa zwei­hun­dert bis drei­hun­dert Me­tern Ent­fer­nung ent­ge­gen wie ein le­ben­der Mensch. Flucht­re­fle­xe in alle Rich­tun­gen auf mei­ner Seite und nur ein An­trieb, dem ich noch ver­fal­len war: ab­hau­en, da­von­lau­fen und nach Mög­lich­keit in die ver­schie­de­nen Rich­tun­gen, die mir einen Weg offen lie­ßen. Höchst be­droh­lich und mit jedem Stam­pfen ein paar Schrit­te wei­ter, be­weg­te sich der Baum­mann di­rekt auf mich zu. Das hielt ich nicht aus und we­ni­ge Au­gen­blicke spä­ter fand ich mich, nach Luft und Fas­sung rin­gend, mit hef­tig klop­fen­dem Her­zen auf der Mitte der Haupt­straße des klei­nen Dor­fes nahe einer Straßen­la­ter­ne wie­der. Erst nach einer lan­gen Zeit des Zö­gerns wagte ich es, den Rück­zug zu Die­ters Haus an­zu­tre­ten. Wie immer wurde mir be­reits und nicht nur an­ge­sichts der Freu­de von Die­ter und Conny über mein un­ge­plan­tes Er­schei­nen an ihrer Haus­tür aufs an­ge­nehm­ste woh­lig, und ich trat wie nach ge­ta­ner, har­ter Ar­beit und mit schau­ern­dem Blick in ihre warme Stube.

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Frize Fraze - © 2021 MA-Verlag Frize Fraze - © 2021 MA-Verlag

Kirsten Barthel

Frize Fraze

Aus der Ferne

Für Kinder ab 2 Jahren

erschienen im April 2021
Hardcover 18,6 x 24,6 cm
Seitenanzahl 28
Preis 17,00 €

ISBN/EAN: 978-3-925718-42-7

Klap­pen­text:

Die Frize Fraze wus­sten nicht, wo sie her­kam­en oder warum sie da waren, aber wer weiß das schon. Sie konn­ten auch nicht sa­gen, wo ihre Rei­se hin­geh­en soll­te. Sie kam­en mit ei­nem großen, rot­ier­en­den Raum­schiff aus der Fe­rne und waren nach der Lan­dung los­ge­lau­fen, um die Um­ge­bung zu er­kun­den.

Al­les war neu und fremd…


Sie stie­gen auf eine Platt­form, um einen bes­se­ren Über­blick zu be­kom­men.

Sie waren frei, alles aus­zu­pro­bie­ren und ken­nen zu ler­nen. Ihre Ver­stän­di­gung un­ter­ein­an­der war von un­se­rer gänz­lich ver­schie­den. Sie hat­ten kei­nen Grund etwas zu be­rat­schla­gen, weil sie kein Ziel hat­ten - sie waren ein­fach da.

Es gab kei­nen An­lass sich zu strei­ten, denn sie hat­ten nichts, worum es sich ge­lohnt hätte.

Kirs­ten Bar­thel
„Frize Fraze“
Aus der Ferne

Er­schie­nen in der Elek­tro­ni­schen Zei­tung Schat­ten­blick am 5. Juli 2021

„Frize Fraze“ ein Bil­der­buch für die ganz Klei­nen und etwas Grö­ße­ren, über­zeugt nicht nur durch die kräf­ti­gen, bunt leuch­ten­den Far­ben, in denen die Aben­teu­er der roten, blau ge­punk­te­ten Frize Fraze dar­ge­stellt wer­den …

Der In­halt der Ge­schich­te ist kurz be­rich­tet, be­mer­kens­wert ist die Art, wie Kirs­ten Bar­thel in einer kla­ren, schnör­kel­lo­sen Weise er­zählt, die viel Raum für die lie­be­vol­le Zu­wen­dung an die kleins­ten Leser be­zie­hungs­wei­se Zu­hö­rer lässt. Die Frize Fraze lan­den mit einem ro­tie­ren­den Raum­schiff im Un­be­kann­ten. Sie er­kun­den es und er­le­ben dort ei­ni­ge Über­ra­schun­gen. Ein Frize Fraze legt sich in eine Hän­ge­mat­te, die sich genau sei­ner Kör­per­form an­passt und sehr ge­müt­lich ist. Auch rut­schen sie auf Wel­len, die ein­mal flüs­sig ein an­der­mal hart wie Stein sind. Ein Se­gel­schiff wird be­tre­ten, das sanft da­hin­glei­tet, dann aber plötz­lich in die Tiefe stürzt. Doch wird es si­cher und heil an Land ge­spült. Über­all tauch­ten hoch am Him­mel und in wei­ter Ferne gelbe Bal­lons auf. Wo kom­men sie her? Das her­aus­zu­fin­den ist ein Wunsch der Frize Fraze. Als ein UFO in ihrer Nähe lan­det, aus dem klei­ne freund­li­che Wesen aus­stei­gen, be­ge­ben sich alle tan­zend und spie­lend in eine be­stimm­te Rich­tung, ohne zu wis­sen warum. Auf einer Wiese an­ge­kom­men, ent­deck­ten sie eine zau­ber­haf­te Blume, aus der die gel­ben Bal­lons her­aus­schwe­ben. Schlie­ß­lich taucht das ro­tie­ren­de Raum­schiff auf und die Frize Fraze wis­sen, dass es ge­kom­men ist, um sie ab­zu­ho­len.

Eine Welt er­kun­den, Ent­de­ckun­gen ma­chen und alles ein­mal aus­pro­bie­ren - was könn­te dem Er­le­ben eines klei­nen Kin­des näher sein? Alles in der viel­leicht noch be­grenz­ten Welt ist für die Klei­nen neu, völ­lig un­be­kannt und un­be­greif­lich, will er­forscht und er­fah­ren wer­den. Da kom­men die Frize Fraze ge­ra­de recht, denn ihnen geht es eben­so.

Der Au­to­rin ist es ein ganz be­son­de­res An­lie­gen, den Kin­dern Raum für ei­ge­ne Er­for­schun­gen, Über­le­gun­gen und Ideen zu las­sen. Be­leh­run­gen, die dar­auf hin­aus­lau­fen, Be­grif­fe und Be­deu­tun­gen fest­zu­le­gen, über falsch und rich­tig, über wahr und un­wahr zu ur­tei­len, also kurz ge­sagt, schon den Kleins­ten unter uns die Welt zu er­klä­ren, fal­len weg.

Das 28 Sei­ten star­ke, im Hard­co­ver ver­fass­te Buch, be­inhal­tet elf ganz­sei­ti­ge Dru­cke der von Kirs­ten Bar­thel in Acryl auf Lein­wand ge­fer­tig­ten Werke. Schon früh hat sie sich der Ma­le­rei und Fo­to­gra­fie ge­wid­met und eine Viel­zahl an Ge­dan­ken, Träu­men und Ideen neh­men in farb­in­ten­si­ven sowie stim­mungs­ge­ben­den Bil­dern Ge­stalt an.

Kirs­ten Bar­thel wurde 1953 in Ham­burg ge­bo­ren und ab­sol­vier­te dort ein Kunst­stu­di­um. In ihren Wer­ken ist es ihr ge­lun­gen, bei dem Be­trach­ter Stim­mun­gen von Le­bens­freu­de bis Me­lan­cho­lie oder Amü­se­ment her­vor­zu­ru­fen. Sie ist Mut­ter zwei­er er­wach­se­ner Töch­ter und freut sich über ihre klei­ne En­kel­toch­ter, der sie ihr Buch ge­wid­met hat.

„Frize Fraze - Aus der Ferne“ ist ein Freu­de spen­den­des Buch, das mit Si­cher­heit mehr als ein­mal zum Vor­le­sen und Be­trach­ten an­regt.

Die Frize Fraze er­le­ben noch wei­te­re Aben­teu­er, die dem­nächst er­schei­nen.

Kirs­ten Bar­thel
FRIZE FRAZE
Aus der Ferne
MA-Ver­lag, Stel­le-Wit­ten­wurth 2021
Bil­der­buch, Hard­co­ver, ab 2 Jahre
17,00 Euro

ISBN 978-3-925718-42-7

Co­py­right 2017 by MA-Ver­lag

Kirs­ten Bar­thel wurde 1953 in Ham­burg ge­bo­ren und hat sich als vi­su­el­ler Mensch schon immer zur Ma­le­rei sowie zur Fo­to­gra­fie hin­ge­zo­gen ge­fühlt. Im Kunst­stu­di­um an der Arm­gart­straße in Ham­burg be­fasste sie sich mit dem, was man heute wohl als „vi­su­el­le Kom­mu­ni­ka­ti­on“ be­schrei­ben würde, ex­pe­ri­men­tier­te mit Schwarz-Weiß Fo­to­gra­fie und ließ sich immer wie­der von Rei­sen, Mu­sik­ein­flüs­sen und, schlicht, ihrer Wahr­neh­mung der un­mit­tel­ba­ren Um­welt be­ein­flus­sen.

Ein Ge­dan­ke, ein Traum oder ein Ge­dicht, das aus dem Kopf auf die Lein­wand fließt und sich in eine Struk­tur er­gießt, aus der flie­gen­de Fi­sche oder weit ent­fern­te Ho­ri­zon­te hin­ter bun­ten Bäu­men her­vor gehen.

Die Bil­der von Kirs­ten Bar­thel sind raum­fül­lend, weil da­hin­ter so viele Ge­schich­ten wie Far­ben ste­hen und mit die­sen wird das Auge ge­flu­tet. Strah­len­des Gelb trifft leuch­ten­des Blau, ehr­li­ches Rot ver­söhnt sich mit Grün. Kräf­ti­ge Töne, die von Le­bens­freu­de bis Me­lan­cho­lie alle Stim­mun­gen durch­schrei­ten, sind bei den Bil­dern von Kirs­ten Bar­thel nicht weg­zu­den­ken.

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Fabulate - © 2019 MA-Verlag Fabulate - © 2019 MA-Verlag

Helmut Barthel

Fabulate

Randbemerkungen in zeitkritischen Prosabildern

erschienen im Dezember 2019
Paperback
Seitenanzahl 284
Preis 12,00 €

ISBN/EAN: 978-3-925718-40-3

Klap­pen­text:

Die The­men die­ser Samm­lung zeit­kri­ti­scher Ein­las­sun­gen und klei­ner ly­rik­na­her Pro­sa­tex­te ent­stam­men einem brei­ten Spek­trum von Po­li­tik und Ge­sell­schaft über Öko­no­mie, Me­di­en, Re­pres­si­on, Um­welt, Klima und Ka­ta­stro­phen bis hin zu So­zia­lem, Phi­lo­so­phi­schem und Kul­tu­rel­lem. Oft­mals in Me­ta­phern ver­klei­det wer­den die Brenn­punk­te mensch­li­cher Kon­flik­te mit scho­nungs­lo­ser Ge­nau­ig­keit aus­ge­leuch­tet.

Mit gro­ßer sprach­li­cher Aus­drucks­kraft nimmt der Autor Stel­lung zur Qua­li­fi­ka­ti­on von Raub und Zer­stö­rung vom An­be­ginn der Mensch­heits­ge­schich­te bis in die Ge­gen­wart. Die punk­tu­el­le Prä­sen­ta­ti­on sei­ner Sicht­wei­se regt an, die Ge­dan­ken fort­zu­set­zen. Klei­ne An­läs­se för­dern über­ra­schend weit über das Pro­blem hin­aus­ge­hen­de Fra­gen zu­ta­ge - ein Grund, wäh­rend des Le­sens zu ver­wei­len und sich nach und nach in die rei­che und viel­schich­ti­ge Welt der „Fa­bu­la­te“ ent­füh­ren zu las­sen.

Vorwort

Politik und Gesellschaft

Hippiefluch
Schmach der 68er
Alles ist politisch
Eine Lanze brechen für die Politik
Dunst
Ein Traum
Brechende Mauern
Recht und Gesetz
Recht so?
Wenn …
Morgenrot des Präsidenten
Fit und produktiv - die Gesundheit als Herrschaftsanspruch
Ersatzlos
Kehrwert
Rot verblaßt nie
Konvulsorisches Dauerthema Generationenvertrag
Daneben
Laßt sie sprechen
Ein Feigenblatt des Demokratieabbaus
Kirchentag bigott
Bock zum Gärtner
Deutsch-türkischer Bruderstreit
Die Wertegemeinschaft
Posten und Diäten
Guantanamo Erlaß
Schulzig in das Merkeljahr
Friedhof in spe
Liebesgrüße aus Ankara
Der Islam gehört zu Deutschland?!
Harmagedon
Krieg und Frieden
Ausgereizt
Lernen
Uneingewilligt
Widerspruchsregelung, Hirntod und andere Unvereinbarkeiten …
Rosinenpicken
Brexit von unten
Die Merz-Akte
2019
Der neue alte kalte Krieg

Ökonomie, Medien, Repression

Geld
Die Quelle zu nennen …
In Worten ohne Zahlen
CETA oder die Festschreibung des Marktes
Mit oder ohne Erlaubnis …
Privilegien verpflichten
Lebensmittelunsicherheit oder das Konzept von Menschenrechten und Verteilung
In medias res
Wider den Gleichklang
Zum DFG Sonderforschungsbereich Muße
Homo speculatius
Hunger, Headlines und Vergessen
Mediale Kompetenzen
Konstruktiver Journalismus in aller Munde
Wirtschaft
Geld zum Beispiel

Umwelt, Klima, Katastrophen

Klimahandel, Menschenwandel
Krieg oder nicht Krieg, das ist die Frage …
Trumpelpfad mit Folgen
Klimahandel verkeilt
Menschenwandel
Xavier läßt grüßen
Hambach
Klimawandel
Dicke Luft und dünne Luft
Prima Klima

Soziales

Blick in die Schatten
Verteidigung der Dunkelheit
Pfingsten - Rebellion des Schweigens
Flucht und flüchten
Die soziale Frage
Alt …
Die Geschichte der Sieger
Ach, sind wir bunt …
Der Fuchs ist los im Hühnerstall …
Herbstumschau
Heimat, Heim und andere Lagen
Wetter-, gegen-, widerwärtig
Wetter, Wind und Geist
Majestäten, Grafen und Barone
Antworten
Hambach, deine Bäume
Friede, Freude, Hambach buchen …
Der Plumpsack geht um
Die Meiersche Brücke
Schützen vor den Schützern …
Von Ratten und Menschen
Horizont
Märchen

Philosophisches und Kulturelles

Kommunismus
Feuer und Rad
Mega
Die Grenzen meiner Sprache …
Spinatwachtel
Schwafeln auf hohem Niveau
Die Zeit, das Luder
Wölfe
Quo vadis december?
Wegelagerer
Sattelfest
Affe nackt
Rauschen
Motoren, Getriebe und andere steinzeitliche Verbrennungskonzepte …
Schlauch und schlauchen
Zur sukzessiven Abschaffung der Schreibschrift
Wildgänse rauschen durch die Nacht
Nebelkrähen
Nebelpoeme
Des Kaisers neue Kleider
Was bleibt?
Hampelmann
Die Puppe
Die Quelle
Eine Vision

Nebelkrähen

Das Kräch­zen in den Lüf­ten und das rauh­keh­lig ak­zen­tu­ier­te Ge­schrei eines in vi­tal­sten De­bat­ten ver­tief­ten Krä­hen­schwarms ver­teilt sich in den Ohren des zu­fäl­lig Lau­schen­den über einen doch be­grenz­ten Raum auf den Wip­feln um­ste­hen­der Bäume oder über den Dach­gip­feln na­he­ste­hen­der Häu­ser. Fügt der jah­res­zeit­be­ding­te Um­stand dann noch die Nebel auf­stei­gen­der Bo­den­wol­ken hinzu, läßt sich so ein lär­men­der Schwarm be­son­ders gut in sei­ner kräh­reich­wei­ten Krächzum­frie­dung aus­ma­chen. Warum ich nun von jenen durch Dunst ver­han­ge­nen und win­di­gen Lüf­ten an die­ser Stel­le be­vor­zugt er­zäh­le, ohne dabei die son­nen­be­schie­ne­nen Re­gen­güs­se aus­zu­las­sen, und den Him­mels­raum durch­mes­sen lasse mit kräch­zen­den Rufen, so läßt sich das, mei­nem wohl schwe­ren und leich­ten Gemüt fol­gend, doch nur mit die­sem Hin­weis er­klä­ren: Es sind die Ne­bel­krä­hen, die nach mir rufen, um mich am Ende doch fern­zu­hal­ten.

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Akilah tanzt - © 2019 MA-Verlag Akilah tanzt - © 2019 MA-Verlag

Brigitte Plath

Akilah tanzt

18 widergeistige Kurzgeschichten und Dialoge

erschienen im Dezember 2019
Paperback
Seitenanzahl 123
Preis 9,00 €

ISBN/EAN: 978-3-925718-39-7

Klap­pen­text:

Was wäre, wenn der ori­en­ta­li­sche Bauch­tanz mehr mit der Ent­fes­se­lung weib­li­cher Kräf­te zu tun hat als mit der Fes­se­lung männ­li­cher Bli­cke? Und was, wenn der Preis für das Er­ler­nen der al­pha­be­ti­schen Schrift die Ver­stüm­me­lung des na­tür­li­chen Be­we­gungs­zu­sam­men­hangs ist? Was wäre, wenn Karl Marx sei­ner­zeit ge­flis­sent­lich ver­mie­den hat, einem schwar­zen Volk zu hel­fen, ob­gleich die­ses Volk den Traum vom Kol­lek­tiv weit­ge­hend zu ver­wirk­li­chen ver­stand?

Dann wäre auch nicht aus­ge­schlos­sen, dass noch wei­te­re fest­ge­füg­te Vor­stel­lun­gen bei der Lek­tü­re von „Aki­lah tanzt“ un­ver­se­hens ins Wan­ken ge­ra­ten. Wem also seine ge­wohn­ten Per­spek­ti­ven allzu lieb und teuer sind, der lässt viel­leicht bes­ser die Augen von die­sem Buch …

Akilah tanzt
Der Park
Die Zurechtweisung
Diese Augen
Die Rechthaber
Welch ein Frieden
Kolonialware Kollektiv?
Wandervogels Wiederkehr
Das Fenster
Das verbotene Lied
Die Radfahrt
Unlauterer Wettbewerb
Das Handikap
Omas letzte Reise

Der Park

Lär­men­der Be­rufs­ver­kehr bran­det um den win­zi­gen, von stau­bi­gen Rho­do­den­dron- und Ha­sel­sträu­chern ein­ge­faß­ten Park. Wes­halb habe ich ihn vor­her nie be­merkt? Ich muß doch oft hier vor­bei­ge­gan­gen sein. Un­kraut wu­chert unter den Bü­schen her­vor bis auf den Geh­steig. Zwi­schen Rain­farn und We­ge­rich liegt eine schmut­zi­gro­te Kin­der­geld­bör­se. Ge­dan­ken­ver­lo­ren bücke ich mich da­nach und ste­cke sie ein, wäh­rend ich durch den schmie­de­ei­ser­nen Tor­bo­gen zö­gernd den Park be­tre­te. In­mit­ten einer un­ge­pfleg­ten Gras­flä­che er­hebt sich ein fla­cher Hügel mit zwei knor­ri­gen, in schlän­geln­der Um­ar­mung er­starr­ten Ei­chen. Un­ge­ach­tet der gro­ß­städ­ti­schen Ge­schäf­tig­keit rings­um geht von den Bäu­men eine ge­bie­te­ri­sche Prä­senz und ge­ball­te Vi­ta­li­tät aus, so als wären nicht sie, son­dern die be­nach­bar­ten Bü­ro­hoch­häu­ser, Wohn­blocks und Stra­ßen­zü­ge ver­blas­sen­de Re­lik­te einer ver­gan­ge­nen Epo­che. Der Park ist men­schen­leer, ein zu die­ser Mor­gen­stun­de für einen Park eher un­ge­wöhn­li­cher Um­stand. Die Grün­an­la­gen, die ich sonst ge­le­gent­lich auf­su­che, sind um diese Zeit, wenn auch nicht von Lie­bes­paa­ren, so doch von gassi­ge­hen­den Hun­den nebst Be­sit­zern und Vor-der-Ar­beit-Jog­gern be­völ­kert. Doch hier - nichts der­glei­chen. Ich bin der ein­zi­ge Be­su­cher. Und genau so ist es mir recht.

Ohne Eile steue­re ich auf die Bank zu, die ich, nach­dem ich den Hügel halb um­run­det habe, hin­ter einem der bei­den di­cken Ei­chen­stäm­me ent­de­cke - eine auf zwei Find­lin­gen ru­hen­de Stein­plat­te. Beim Nie­der­set­zen drückt mich das Me­di­zin­fläsch­chen in die Seite, als woll­te es mich er­in­nern, wes­halb ich es mit­ge­nom­men habe. Aber ich lasse mich nicht drän­gen. Unter den teils ab­ge­stor­be­nen und den­noch wie von einer un­er­klär­li­chen Kraft durch­drun­ge­nen Ästen der Ei­chen wird mir selt­sam fei­er­lich zu­mu­te. Eine Emp­fin­dung, die so gar nicht zu der sonst in mir vor­herr­schen­den, pa­pier­tro­cke­nen Leere pas­sen will, zu deren Be­en­di­gung ich das Me­di­zin­fläsch­chen ein­ge­steckt und einen un­ge­stör­ten Ort wie die­sen auf­ge­sucht habe.

Über mir lan­det mit wil­dem Ge­krächz ein Krä­hen­schwarm. Doch ihre laut­star­ke An­we­sen­heit läuft der Stim­mung unter den Bäu­men nicht zu­wi­der. Ganz im Ge­gen­teil. Ge­ra­de die Un­ge­fäl­lig­keit ihrer Laut­äu­ße­run­gen und ihr ruß­schwar­zes Ge­fie­der be­kun­den eine Un­ver­söhn­lich­keit, die der trut­zi­gen Ge­stalt der Bäume son­der­bar ent­spricht. Nach län­ge­rem Hin­auf­schau­en kann ich meh­re­re Nes­ter aus­ma­chen. Sie hän­gen dort wie Haar­klet­ten in den Zwei­gen. Ei­ni­ge der fin­ste­ren Ge­sel­len bli­cken halb ab­schät­zig, halb be­lu­stigt auf mich herab. Un­ver­hofft fühle ich mich in ihr hei­se­res Ge­schwätz ein­ge­bun­den, ja mir er­wächst in der Kehle so etwas wie der tö­rich­te Drang, mei­ner­seits ähn­lich kräch­zen­de Laute aus­zu­sto­ßen. Bevor es dazu kommt, senke ich den Kopf. Je­doch nur, um in den Blick eines an­de­ren Park­be­woh­ners ein­zu­tau­chen, der in ei­ni­ger Ent­fer­nung vor einem Ho­lun­der­strauch hockt und mich ein­dring­lich mu­stert. Fast habe ich das Ge­fühl, er würde mich ken­nen. Zu­nächst halte ich ihn für einen streu­nen­den Hund. (…)

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Sorcery cold - © 2016 MA-Verlag Sorcery cold - © 2016 MA-Verlag

Helmut Barthel

Sorcery Cold

A Fairytale for Adults

translated from German by Riocard Ó Tiarnaigh

erschienen im August 2017
Paperback
Seitenanzahl 176
Preis 10,00 €

ISBN/EAN: 978-3-925718-38-0

Blurb:

Fol­low me now on a trip into the past, which non­ethe­less is as close to the fu­ture as the words I am going to use, in order to re­late the events of my trip to the sources of magic. (H. B.)

Prologue

The Plastercast (Part 1)

The Plastercast (Part 2)

Lapland (Part 1)

Lapland (Part 2)

Lapland (Part 3)

Lapland (Part 4)

The Northern Lights (Part 1)

The Northern Lights (Part 2)

The Northern Lights (Part 3)

The Three Mothers (Part 1)

The Three Mothers (Part 2)

The Abyss

Fissures and Cracks

(…) Meanwhile, our attention had been drawn to a group of children and teenagers on the icy square, who were having fun, sliding over and back, shoving one another and carrying out risky manoeuvers on the slippery surface. All of a sudden, the kids scattered in all directions. Apparently they were as startled as ourselves by the appearance of a Sami, who, having just entered the square, had poised for a moment and was turning his head quickly from side to side, as if he was trying to pick up a scent. He had to be a Sami, as he was dressed from head to toe in a traditional costume, which I, incorrectly, due to a lack of knowledge, took for the local garb. His conspicuous lack of height was starkly emphasised by his long frizzy hair, which stood out wildly from his head and gave him the look of a dangerous predator. His clothes, black like his hair, were, in accordance with the local traditions, covered with sown-on patches of different patterns and colours, including blue, red and white. In contrast, however, to the other Sami in their traditional garb, he didn’t wear a cap or a many-pointed hat. His hair probably wouldn't have allowed it.

At any rate, there wasn’t much time to examine his appearance, as with haste and determination he had set off again. Over the ice he ran – or rather rolled and slid – as quick as a snowmobile in the direction of the door of the bari. Our eyes were so transfixed by this apparition and its incomparably quick and ominously coherent movements, that it took the sound of footsteps and stools falling over to remind us of where we were – in the cafe.

With a fright we noticed, that the four men, who like ourselves had been in the bari only moments before, had taken flight and were attempting to leave as quickly as possible by the back entrance on the other side of the room. The proprietor, the only other person remaining, had taken cover behind the counter. Before we knew what was happening, the front door burst open and this unusual human bundle of energy stood for a short moment in the middle of the room. With his hair, arms and legs he exuded an undeniable physical-spacial presence. It looked, as if he was trying to get his bearings. And then he turned his face in our direction. In that moment I was overcome by a terrible shock, because despite all curiosity, effort and intent, I couldn’t for the life of me make out his face or his eyes, even though they were the very things I was trying to find with my gaze. Whenever I later tried to remember, what exactly it was, that I had seen, or whenever I struggled to recall the face of this strange person, all that I was left with was the memory of an old, wrinkled and non-descript piece of leather.

Before I knew it, he had advanced eight metres to the counter. There, standing on the footrail, he reached behind the counter, extended his arm like a fishing rod and pulled forth the bar keeper. His movements were so fast, it was like looking at a still image. We looked on, as the little Sami dragged the man, who we knew as the bar keeper, along behind him. The latter, with his whole body trembling and seemingly resigned to his fate, trotted along behind the giant bumblebee.

As if nothing had happened, the three regular guests returned and took up their places in the warm saloon. The bar keeper or whoever he was and the little man didn’t reappear. I looked over to the neighboring table, where the guy, from whom we had previously made enquiries, was sitting, imbibing some kind of hot drink. As he didn’t look away, I decided to ask him about what had happened, well knowing that perhaps he wouldn’t be able to unterstand me very well. “So tell us, was that a member of the local heritage group?”, I enquired.

Helmut Barthel was born in 1951 in Ham­burg (Germany). His writ­ing ca­reer began when he was eight years of age. His im­press­ive oeuvre con­sists of more than 1000 poems, son­nets and an­imal bal­lads, nu­mer­ous aph­or­isms as well as two series with more than 100 short sto­ries about im­port­ant philo­soph­ers and foun­ders of re­li­gious tra­di­tions from the an­cient times up to the present day e.g. “A Car­penter in the Desert” (“Ein Zi­m­mer­mann in der Wü­ste”) and “The Fully Awakened One …” (“Der Voller­wachte …”). – The early short stor­ies in “A Day like To­mor­row” (“Ein Tag wie mor­gen”), com­bine so­cial and sci­ence fic­tion with fantasy and polit­ical satire, thereby provi­ding a taste of the au­thor’s wide-ran­ging sto­ry­telling abil­it­ies. “Sor­cery Cold” (“Za­uber Kalt”), the first part of a novel tri­logy, was pub­lished in 2015.

Helmut Barthel works as a pub­lisher and ed­itor-in-chief, in which func­tion he has writ­ten a num­ber of sem­inal art­icles in the areas of polit­ics and philo­sophy. His pas­sion is the Ger­man lan­guage in par­tic­u­lar in po­et­ical form.

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Ein Tag wie morgen - © 2016 MA-Verlag Ein Tag wie morgen - © 2016 MA-Verlag

Helmut Barthel

Ein Tag wie morgen

Kleine Geschichten

erschienen im Juli 2017
Paperback
Seitenanzahl 172
Preis 9,00 €

ISBN/EAN: 978-3-925718-37-3

Klap­pen­text:

„An einem grau­en Mon­tag einer grau­en Ar­beits­wo­che in einem grau­en Büro der Be­triebs­kran­ken­kas­se auf einem grau­en In­du­strie­ge­län­de in einer grau­en Zu­kunft …“, das ist nur eine Szene aus die­sen meist schon in den 1970er Jah­ren ent­stan­de­nen kur­zen Sci­ence-Fic­tion und fan­ta­sti­schen und po­li­tisch-sa­ti­ri­schen Er­zäh­lun­gen. Sei es die Vi­si­on von der Ent­ste­hung eines Super-Gaus, die er­schre­cken­de Er­kennt­nis in einem Raum­schiff über den Ver­such, die Mensch­heit zu ret­ten, sei es der wis­sen­schaft­li­che Fort­schritt in fer­ner Zu­kunft, mit des­sen Hilfe sich rand­stän­di­ge Men­schen mit glück­se­li­ger Ent­schlos­sen­heit selbst ver­nich­ten kön­nen, oder der schwie­ri­ge Ver­such der Kon­takt­auf­nah­me in einer di­gi­ta­li­sier­ten Welt und nicht zu­letzt die rät­sel­haf­te Be­geg­nung und ihre Fol­gen zwi­schen einem ein­fa­chen An­strei­cher und „Ralph“, der Le­gen­de nach ein Fla­schen­geist oder He­xen­mei­ster – die Ge­schich­ten tref­fen die tie­fer­lie­gen­den Ner­ven, denn ihr Kern ist un­heim­lich, je­doch nur allzu ver­traut und ihre Kon­se­quen­zen umso über­ra­schen­der, be­son­ders in den klei­nen, bit­ter­bö­sen, kri­ti­schen Dia­lo­gen, die ge­sell­schaft­li­che Brenn­punk­te ins Vi­sier neh­men: ein Asyl­be­wer­ber­ver­fah­ren, unser Ge­sund­heits­we­sen, einen Che­mie­un­fall …

Ein brei­tes The­men­spek­trum, das un­be­kann­te Sicht­wei­sen öff­net und Fra­gen nicht be­ant­wor­tet, son­dern wei­ter­führt, äußerst an­re­gend und be­we­gend.

1. Der Gau (1972)

2. Gleiches Licht für alle (1972)

3. Die Idiotenwiese (1972)

4. Kommdu (1975)

5. Warum ist Bodhidharma nach China gekommen? (1988)

6. Die Nacht (2002)

7. Langeweile (1972)

8. Um 10:00 Uhr irgendwo in Deutschland (2004)

9. Firmenkondolenz (2004)

10. Bleib gesund (2005)

11. Staatspflichten (2004)

12. Tarifabschluß (2004)

13. Eden (2017)

(…) Immer wenn Chri­sti­an ‚Wil­helms Theke‘ be­trat, nahm ihn die rau­chi­ge Ge­müt­lich­keit gleich ge­fan­gen. Ur­sprüng­lich lehn­te er jeden Genuß ab, an des­sen Ende sich die über­reiz­ten Ner­ven mit ver­hal­te­ner An­stren­gung ab­len­ken lie­ßen und in stumpf­sin­ni­gem Un­be­tei­ligtsein ver­lo­ren­gin­gen. Doch seit ei­ni­gen Mo­na­ten be­tei­lig­te er sich jeden Frei­tag­abend an der Skat­run­de sei­ner Ar­beits­kol­le­gen, zu­erst wohl nur, um­nicht auf­zu­fal­len, und spä­ter mehr aus eit­ler Selbst­ge­fäl­lig­keit, weil er hier am deut­lich­sten den fal­schen Le­bens­wan­del sei­ner Mit­men­schen auf ma­ka­bre Weise zu­ge­spitzt be­ob­ach­ten konn­te. Schnell ver­ließ ihn dann auch der Zwei­fel auf­kom­men­der Be­quem­lich­keit und er freu­te sich schon wäh­rend der Kar­ten­spie­le auf ein Wo­chen­en­de in Ruhe und stil­ler Er­war­tung. Das war ’s, Er­war­tung! Jedes Mal, wenn er dar­auf stieß, er­wach­te eine furcht­sa­me Un­ru­he in ihm. Diese Un­ru­he form­te sich häu­fig zu der Frage: War­ten nicht ei­gent­lich alle? Warum glaub­te er, be­son­ders zu war­ten?

Nach­dem Chri­sti­an sich an dem re­ser­vier­ten Tisch nie­der­ge­las­sen hatte, dau­er­te es auch nicht lange, und Wil­helm, der Wirt, tauch­te mit einem Tee­ge­deck auf, um es mit einem un­ver­bind­li­chen ‚Alles klar‘-Gruß ab­zu­set­zen. Dann ver­schwand er wie immer im nebel­ähn­li­chen Ta­bak­dunst. Der Qualm und das un­ver­ständ­li­che Ge­mur­mel in ‚Wil­helms Theke‘ hat­ten etwas von einer ei­gen­ar­ti­gen Ver­bind­lich­keit, die jeden Ein­zel­nen im Lokal zwar auf ein ge­wöhn­li­ches Maß iso­lier­te, gleich­zei­tig je­doch das Ge­fühl an­ony­mer Ver­bun­den­heit her­vor­rief.

„Da sind Sie ja end­lich, Herr Braunsdorf, ich habe schon lange auf Sie ge­war­tet.“ Er­schro­cken dreh­te sich Chris um, denn die un­be­kann­te Stim­me, die ihn bei sei­nem Namen nann­te, ver­mu­te­te er hin­ter sich. Der Schreck ver­tief­te sich, denn es war nie­mand zu sehen. „Ent­schul­di­gen Sie, aber man fin­det sich in frem­der Um­ge­bung nicht so­fort zu­recht.“ Dies­mal kam die Stim­me di­rekt vom ge­gen­über­lie­gen­den Platz des Ti­sches, und ihr Ur­he­ber, ein un­ter­setz­ter, kahl­köp­fi­ger Mann, lehn­te sich be­quem zu­rück, als säße er schon eine ganze Weile dort.

„Woher ken­nen Sie mich? Wie kom­men Sie hier her? Was …“ Der auf­ge­reg­te Re­de­schwall Chri­sti­ans wurde durch eine en­er­gi­sche Hand­be­we­gung des Di­cken un­ter­bro­chen. Ganz ruhig, fast be­schwö­rend, be­gann der Kahl­köp­fi­ge zu reden: „Schen­ken Sie mir einen Au­gen­blick Auf­merk­sam­keit, ohne mich zu un­ter­bre­chen. Es wird sich alles klä­ren, wenn Sie es wol­len. Zu­erst ein­mal eine Kor­rek­tur. Ei­gent­lich habe ich nicht auf Sie ge­war­tet, son­dern Sie war­te­ten auf mich. Oft schon haben Sie mich bei­na­he er­reicht, doch man­gelt es Ihnen im rich­ti­gen Mo­ment an der Fä­hig­keit, auf Bil­der ver­zich­ten zu kön­nen. Nun, ich bin die per­so­ni­fi­zier­te Mög­lich­keit, auf die Sie immer hoff­ten, hin­ter das Ge­heim­nis Ihres Da­seins zu kom­men. Si­cher­lich klingt es im Au­gen­blick alles sehr an­ma­ßend und ver­rückt für Sie, doch meine ich, daß Sie meine Be­haup­tun­gen schon ver­kraf­ten kön­nen. Gleich wer­den Sie noch eine Be­stä­ti­gung für die Au­ßer­ge­wöhn­lich­keit mei­ner Worte be­kom­men. Vor­her bitte ich Sie je­doch, am kom­men­den Sonn­tag in der Nacht, noch vor der Mor­gen­däm­me­rung, nach mir zu rufen. Nen­nen Sie mich Ralph.“ Bei die­sen Wor­ten schon schien der Dicke förm­lich zu ver­damp­fen. Der Dampf ver­lor immer mehr an Struk­tur und ging end­lich in einem ei­gen­wil­li­gen Tanz in den blau­en Zi­gar­ren­dün­sten der Wirts­stu­be unter. (…)

Helmut Barthel
„Ein Tag wie morgen“
Kleine Geschichten

Er­schie­nen in der Elek­tro­ni­sche Zei­tung Schat­ten­blick
am 10. Juli 2017

Ei­ni­ge Wo­chen spä­ter – Do­nald hatte den Vor­fall jenes Abends längst ver­ges­sen – bekam er einen ge­wal­ti­gen Schreck, als er zum Dienst­be­ginn den Kon­troll­raum be­trat. In­tui­tiv über­schau­te er in we­ni­gen Se­kun­den alle In­stru­men­te. Dabei sah er, daß der Gei­ger­zäh­ler re­agier­te. „Habt ihr schon Alarm­stu­fe 2 ge­ge­ben?“ Er sprach wie ein Au­to­mat und re­gi­strier­te ver­wun­dert die ver­ächt­li­che Re­ak­ti­on sei­ner Kol­le­gen. Sie hiel­ten es für nötig, ihn dar­über auf­zu­klä­ren, daß der Werk­di­rek­tor schon den gan­zen Tag davon wisse und mit dem tech­ni­schen Mit­ar­bei­ter­stab be­schlos­sen hätte, über­haupt nichts zu un­ter­neh­men. („Der GAU“, Seite 18-19)

Zum Teil be­reits in den 70er Jah­ren ent­stan­den, ent­füh­ren diese Ge­schich­ten aus dem Be­reich der So­ci­al- und Sci­ence-Fic­tion, der Phan­ta­stik und der po­li­ti­schen Sa­ti­re tritt­si­cher mit un­ab­weis­li­cher Prä­zi­si­on in die Wirk­lich­keit mensch­li­chen Han­delns. Von einem Aben­teu­er in den näch­sten Zwei­fel ge­stürzt, wirft man bei der Lek­tü­re einen hoff­nungs­frei­en Blick auf die ei­ge­ne Le­bens­rea­li­tät und ihre Kon­se­quen­zen. Un­er­war­tet be­gin­nen und enden die Ge­schich­ten, im Raum da­zwi­schen ver­schwin­det der Leser zeit­wei­lig so ge­bannt in ihrer Welt, daß er für Mo­men­te die si­che­re Po­si­ti­on des Zu­schau­en­den ver­liert und sich ähn­lich be­trof­fen fühlt wie die je­wei­li­gen Prot­ago­ni­sten. Auf Er­kennt­nis folgt neue Un­ge­wiß­heit, Wis­sen stürzt in tiefe Ver­wir­rung – der Weg führt auf un­be­kann­tes Ter­rain. Nicht alles ist so, wie es auf An­hieb scheint, könn­te man noch hin­zu­fü­gen, bleibt je­doch mit­ten in die­sem Ge­dan­ken ste­cken, weil der Ge­halt die­ser auf un­ge­wöhn­li­che Weise ent­roll­ten Er­zäh­lun­gen un­er­träg­lich den ver­harm­lo­sen­den Schlei­er von den all­täg­li­chen Be­ge­ben­hei­ten nimmt.

Ob­gleich Fik­ti­on, ist hier nichts er­fun­den: Oder muß man sich noch die Frage stel­len, wie eine Welt ent­ste­hen konn­te, in der Men­schen von­ein­an­der räum­lich iso­liert, in eine be­que­me Hal­te­rung ge­bet­tet vor einer Schalt­ta­fel schwe­ben, die per Ta­sten­druck My­ria­den Mög­lich­kei­ten des Spiels und der Kon­takt­auf­nah­me über Ge­dan­ken­as­so­zia­tio­nen und Sin­nes­ein­drü­cke er­mög­licht? In der sich ro­bo­t­er­be­treut die Not­wen­dig­keit kör­per­li­cher Be­weg­lich­keit so sehr er­üb­rigt, daß sie zu an­stren­gend wird und dem ein­zel­nen kaum noch in den Sinn kommt? In die­ser auf sen­so­ri­sche Reize ab­ge­stimm­ten, de­pri­vie­ren­den Welt macht sich Fokus auf die Reise in ein so furcht­erre­gen­des wie un­ab­seh­ba­res Aben­teu­er: den Weg zum an­de­ren Men­schen.

Wie weit ent­fernt ist eine auf wis­sen­schaft­li­che Ra­tio­na­li­tät und Men­schen­wür­de ge­grün­de­te Ge­sell­schaft, in der der Fort­schritt rand­stän­dig ge­wor­de­nen Men­schen, die dem Bil­dungs- und Lo­gik­ide­al der mo­der­nen Zeit nicht ent­spre­chen, den mit glück­se­li­ger Ent­schlos­sen­heit selbst­ge­wähl­ten Tod „er­mög­licht“? Oder der GAU in einem Atom­kraft­werk der be­son­de­ren Art – der ein­ge­heg­ten Bombe -, der als so un­mög­lich gilt, daß man sich unter Um­ge­hung des Er­fin­ders die­ser Form von En­er­gie­ge­win­nung die ge­plan­te Ernst­fall­si­che­rung spart? Die Ge­schich­te wurde 1972 ge­schrie­ben, ist man heute schlau­er?

Me­di­zi­ni­scher Fort­schritt ver­hin­dert in der allzu rea­li­täts­na­hen Sa­ti­re, daß die „So­li­dar­ge­mein­schaft“ Scha­den er­lei­det; ein Asyl­be­wer­ber nimmt die west­li­chen Werte zu ernst, die sei­nem Hei­mat­land feh­len, und endet ab­ge­lehnt als „Neid­pre­di­ger“; der Tat­be­stand der Ver­wei­ge­rungs­de­lin­quenz in Sa­chen Ter­ror­ab­wehr­be­wußt­sein dient der Be­sei­ti­gung der letz­ten Auf­rech­ten; ein Che­mie­kon­zern kon­do­liert zu To­des­fäl­len und be­dau­ert, zu Wie­der­gut­ma­chungs­lei­stun­gen noch nicht ver­pflich­tet ge­we­sen zu sein; eine IGITT-Me­tall führt sich selbst ad ab­sur­dum …

„Glei­ches Licht für alle“ ist Sci­ence-Fic­tion und Pa­ra­bel zu­gleich, in der auf eine ganz ei­ge­ne Weise ein Ver­such, die Mensch­heit (vor sich selbst) zu ret­ten, be­schrie­ben wird, der so kurz­ge­schlos­sen wie er­hel­lend – oder viel­leicht bes­ser: er­fin­sternd – schei­tert.

Zu­neh­mend rät­sel­haf­ter und zwin­gend ver­läuft die Be­geg­nung des mit sei­nem Leben un­zu­frie­de­nen, ge­lang­weil­ten Ma­ler­ge­sel­len Chri­sti­an mit dem Un­er­klär­li­chen. Er ma­nö­vriert sich trotz aller War­nun­gen eines ge­heim­nis­vol­len Frem­den in eine Lage, aus der er, gleich, was er, ver­haf­tet in sei­nen Vor­stel­lun­gen, un­ter­nimmt, nicht mehr zu­rück­keh­ren kann. Um hier auf der Spur zu blei­ben, muß man schon ge­nau­er lesen und ver­steht mög­li­cher­wei­se die Par­al­le­le.

Als Chri­sti­an den Schrank be­trat, sah er den lan­gen Gang. Dicht ne­ben­ein­an­der waren an bei­den Sei­ten des Gan­ges Türen zu sehen. Ralph, der ei­ni­ge Schrit­te vor­aus­ge­gan­gen war, dreh­te sich um und sagte be­deu­tungs­voll: „Hin­ter jeder Tür ist je­mand ste­cken­ge­blie­ben.“ An­ge­strengt über­leg­te Chris. Was hatte das schon wie­der zu be­deu­ten? Dann über­wäl­tig­te Christi­an die Er­kennt­nis. („Lan­ge­wei­le“, Seite 114)

Ein Schlaf­an­zug unter dem Baum der Er­kennt­nis kann gewiß nichts Gutes be­deu­ten. Die Er­eig­nis­se im Gar­ten Eden rund um Sün­den­fall und Ver­trei­bung aus dem Pa­ra­dies be­leuch­ten neu er­zählt den An­teil eines Prie­sters am Ver­lust der Un­schuld des Men­schen und dem Ein­zug von Tren­nung und In­be­sitz­nah­me. Be­schämt und in tiefe Ge­wiß­hei­ten ge­stürzt, quit­tiert er den Dienst.

Warum ist Bod­dhi­d­arma nach China ge­kom­men? Diese alles ent­schei­den­de Frage wird in der gleich­na­mi­gen Pa­ra­bel grund­ge­klärt. Ein bud­dhi­sti­scher Mei­ster geht nach sei­nem Tod auf eine er­kennt­nis­rei­che Reise. Nein, es ist nicht bos­haft, son­dern ein­fach im tief­sten Sinne zu­ge­wandt, wenn der Autor den Er­ha­be­nen als einen Men­schen be­schreibt, der mit rausch­haf­ten, ek­sta­ti­schen Schwün­gen sei­nen Ver­bleib im In­ne­ren eines Rad­ge­flech­tes le­ben­di­ger Bän­der si­chern muß, die die herr­lich­sten For­men und Zei­chen bil­den und den Be­trach­ter in immer tie­fe­re Ge­heim­nis­se ein­wei­hen. Und wenn das trau­ri­ge Auge des Rei­sen­den auf eine brau­ne, dü­ste­re Ebene ge­lenkt wird, auf der die Hei­li­gen, Yogis und As­ke­ten in cha­rak­te­ri­sti­scher Pose ver­har­ren. Nun, das ist glück­li­cher­wei­se nicht das Ende der Er­zäh­lung …

Kei­nes­falls wurde zu­viel ver­ra­ten, denn die Ge­schich­ten sind in Ver­lauf, Er­zähl­wei­se und in­halt­li­chen Wen­dun­gen so ide­en­reich und über­ra­schend, daß sich weder Ab­seh­bar­keit ein­stellt noch der Leser sich an ge­wohn­ter Stel­le wie­der­fin­det. Wenn es denn Sinnmacht, sich in ein Buch zu ver­tie­fen, dann hier.

Helmut Barthel
„Ein Tag wie morgen“
Kleine Geschichten
MA-Verlag, Stelle-Wittenwurth 2017
Paperback
172 Seiten
9,00 Euro

ISBN 978-3-925718-37-3

Copyright 2017 by MA-Verlag


Logo vom Kulturcafé Komm Du

Das Komm du lädt ein zu einer Premierenlesung
mit Gitarrenmusik am Donnerstag,
den 31.08.2017, 20.00 bis 22.00 Uhr:


Helmut Barthel – „Ein Tag wie morgen“
Kurzgeschichten und ausgewählte Gedichte


Kulturcafé Komm du, Buxtehuder Str. 13, 21073 Hamburg-Harburg
Platzreservierung per Telefon: 040 / 57 22 89 52 oder
E-Mail: kommdu@gmx.de
Homepage: http://www.komm-du.de
Eintritt frei

„An einem grau­en Mon­tag einer grau­en Ar­beits­wo­che in einem grau­en Büro der Be­triebs­kran­ken­kas­se auf einem grau­en In­du­strie­ge­län­de in einer grau­en Zu­kunft …“,

das ist nur eine Szene aus die­sen meist schon in den 1970er Jah­ren ent­stan­de­nen kur­zen So­ci­al- und Sci­ence-Fic­tion sowie fan­ta­sti­schen und po­li­tisch-sa­ti­ri­schen Er­zäh­lun­gen. Sei es die Vi­si­on von der Ent­ste­hung eines Super-Gaus, die er­schre­cken­de Er­kennt­nis in einem Raum­schiff über den ver­geb­li­chen Ver­such, die Mensch­heit zu ret­ten, sei es der wis­sen­schaft­li­che Fort­schritt in fer­ner Zu­kunft, mit des­sen Hilfe sich rand­stän­di­ge Men­schen mit glück­se­li­ger Ent­schlos­sen­heit selbst ver­nich­ten kön­nen, oder der schwie­ri­ge Ver­such der Kon­takt­auf­nah­me in einer di­gi­ta­li­sier­ten Welt und nicht zu­letzt die rät­sel­haf­te Be­geg­nung und ihre Fol­gen zwi­schen einem ein­fa­chen An­strei­cher und „Ralph“, der Le­gen­de nach ein Fla­schen­geist oder He­xen­mei­ster – die Ge­schich­ten tref­fen die tie­fer­lie­gen­den Ner­ven, denn ihr Kern ist un­heim­lich, je­doch nur allzu ver­traut und ihre Kon­se­quen­zen umso über­ra­schen­der, be­son­ders in den klei­nen, bit­ter­bö­sen, kri­ti­schen Dia­lo­gen, die ge­sell­schaft­li­che Brenn­punk­te ins Vi­sier neh­men: ein Asyl­be­wer­ber­ver­fah­ren, unser Ge­sund­heits­we­sen, einen Che­mie­un­fall …

Ein brei­tes The­men­spek­trum, das un­be­kann­te Sicht­wei­sen öff­net und Fra­gen nicht be­ant­wor­tet, son­dern wei­ter­führt, äu­ßerst an­re­gend und be­we­gend. Mu­si­ka­li­sche Be­glei­tung: Ste­phen Foley (Gi­tar­re).

Helmut Barthel Pressefoto


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DER VOLLERWACHTE - © 2016 MA-Verlag DER VOLLERWACHTE - © 2016 MA-Verlag

Helmut Barthel

Der Vollerwachte
aber widersprach und sagte …

erschienen im August 2016
Paperback
Seitenanzahl 148
Preis 9,90 €

ISBN/EAN: 978-3-925718-28-1

Klap­pen­text:

Als ver­sier­tem Ken­ner ver­schie­den­ster Re­li­gio­nen und Welt­an­schau­un­gen fällt es Hel­mut Bar­thel nicht schwer, neben dem „Zim­mer­mann in der Wü­ste“ auch mit die­sen über 80 Epi­so­den in mög­lichst buddhi­sti­scher Er­zähl­tra­di­ti­on durch die Sätze des Voll­er­wach­ten auf er­fri­schen­de und über­ra­schen­de Weise Fest­ge­füg­tes zu er­schüt­tern.

Un­nah­bar geht der Er­ha­be­ne sei­nen Weg und hin­ter­läßt ganz ne­ben­bei be­den­kens­wer­ten Rat und er­hel­lende Worte zu all­zeit ak­tu­el­len und grund­le­gen­den Le­bens­fra­gen und spi­ri­tu­el­len Rät­seln. In vir­tu­el­len Dis­pu­ten wen­det er sich mit le­bens­prak­ti­schem Blick gegen die Ein­sei­tig­keit fun­da­men­ta­ler Wahr­hei­ten und tritt kom­pro­miß­los der Vor­macht aller Schmer­zen und dem Spek­trum aller Lei­den ent­ge­gen.

Ein Le­se­ver­gnü­gen eben nicht nur für die Ver­tre­ter der di­ver­sen Glau­bens­rich­tun­gen.

1. Wanderschaft

In aller Frische …

Mitleid, Deinleid …

Der Wind, der nicht weht …

Träumen stört …

Wissen friert …

Schlußfolgerung
einer edlen Verkommenheit …

Leiden behebt,
wer Achtung erlebt …

Brich die Sorge in der Mitte …

Lebensleicht und todesschwer …

Wunder schmücken
die Gefangenschaft …

Asana, die rechte Art zu sitzen,
die falsche Art zu stürzen …

Das Leid, das Erwachen
und das Lächeln …

Achtsam bist du einmal nur …

Der Anfang treibt,
das Ende bleibt …

Sumpfmücken und die Erleuchtung …

Schreck laß’ wach …

Dem Schlaf erscheint Vergessen wach …

Solang’ ich wand’re
von Leben zu Leben,
wird es den Pfad
zum Nirvana auch geben …

Achtsamkeit ist die Geburtstatt
der Verirrung …

Es kann nur reißen, was nicht hält …

Unnachgiebig,
nicht beliebig,
vollerwacht,
Reimes Macht …

Elend des Wissens …

Die Gier, ein vergessener Gast …

2. Von Schülern und Gelehrten

Kashyapas Geheimnis …

Flammendes Nirvana …

Verwirkte Ursachen …

In Ehren begehren …

Die Fessel der Erleuchtung …

Götterspeise …

Wer die Vergänglichkeit bezwingen will,
verhilft ihr zum Leben …

Der Weg ist der Irrtum …

Falsche Lehre, rechter Schluß …

Karma, Mummenschanz
und Eigentum …

Störfall Nirvana …

Suche und du wirst vergessen …

Erlösung, nein danke …

Tischlein, weck mich …

Sich wert zu erweisen,
heißt endlos zu kreisen …

Erleuchtung und alles andere …

Leuchtender Irrtum …

Vollkommenheit, das unstete Nirvana …

Die ewige Hütte …

Erkenntnis und Täuschung
zur Strecke gebracht …

Zwischen dem Anfang
gibt’s kein Ende …

Die Schatten der Erleuchtung …

Die zweite Stufe
oder Versenkte kehren wieder …

Karma mit Hand und Fuß …

3. Dispute

Das Rad der Lehre sammelt,
seine Drehung aber befreit …

Wege schleifen, Spuren greifen …

Frage, Antwort – Maß und Sicht
aber alles ist das nicht …

Der mittlere Weg …

Die Vier Edlen Wahrheiten …

Wissensverfall …

Maya …

Vergeßlichkeit, die auch befreit …

Das Hindu-Huhn oder das Buddha-Ei …

Die Not der Tugend oder
der Schrecken des Gleichgewichts …

Gebrochenes Rad, gesparter Weg …

Bodhisattvas kommen und gehen …

Geschmack ist nicht verschieden …

Wiedergeboren, nicht eingetroffen …

Der eigene Schrei …

Hab’ ich keine Ordnung mehr,
gibt ’s auch keine Wiederkehr …

Zahnloses Karma …

Wenn das Nirvana das Leid nicht kennt,
wie soll es von seinem Ende wissen …

Drei Stufen der Erleuchtung
oder ein Sprung …

Wer wach sein will, will leiden …

Das niederste Streben,
die größte Erhabenheit …

Die Freiheit des Windes …

Blendwerk Erleuchtung …

Meditation …

4. Über den Tod

Wiedergänger …

Abgründe …

So lang’ du willst …

Nur die Umkehr ist vergeblich …

Schmerzendes Nirvana …

Inkarnationsstau …

Der Harlekin des Verzichts …

Seelenwitterung …

Trost ohne Halt …

Schwungrad der Wiederkehr …

Das Rad des Vergessens
zum Stillstand bringen …

5. Abschied von der Trennung …

Meditation …

Der Vollerwachte sprach und sagte:
Lange Zeit habe ich geträumt,
lange Zeit habe ich geschlafen
und lange Zeit habe ich meditiert.
Ich konnte, ihr Mönche,
den Unterschied nicht finden.
Darum bin ich vollkommen erwacht.

Helmut Barthel
Der Vollerwachte aber widersprach und sagte … (Episoden)

Erschienen in der Elektronische Zeitung Schattenblick
am 6. September 2016

Ex­kur­sio­nen ins Leer­reich – eine ent­fes­seln­de Lek­türe

Be­stimmt ge­hört nicht zu­letzt eine große Tritt­si­cher­heit dazu, um schrift­stel­le­risch für ein Stück Wegs die San­da­len einer Traditions­gestalt über­zu­strei­fen, der ei­ni­ge der größ­ten Sta­tu­en der Welt er­rich­tet wor­den sind – ohne dabei den Boden unter den Füßen zu ver­lie­ren.

Mit sei­nem Buch „Der Vol­ler­wach­te aber wi­der­sprach und sagte …“ ist Hel­mut Bar­thel dies un­ter­halt­sam und dabei höchst be­frei­lich ge­lun­gen. Sein Prota­gonist, der Voll­erwachte, be­hält wäh­rend sei­ner an­schaulich und unver­schnörkelt in bud­dhi­sti­scher Erzählt­radition ge­schil­der­ten Begeg­nungen mit Schü­lern, Bett­lern, Kran­ken, Le­bens­mü­den und vie­len an­de­ren stets genug Bo­den­haf­tung, um jedem ein­zel­nen auf Au­gen­hö­he zu be­geg­nen. Umso nach­hal­ti­ger er­frischt er die Be­tref­fen­den, indem er gleich­sam im Vor­über­ge­hen ihre Denk­gewohnheiten er­schüt­tert und ihre Welt­ordnung durch­einander­bringt. Daß er dabei kei­nes­wegs vor bud­dhi­sti­schen Kon­zep­ten und Lehr­be­grif­fen halt­macht, il­lu­striert unter an­de­rem die fol­gen­de Epi­so­de:

Ein­mal zu spä­ter Stun­de sprach der Vol­ler­wach­te nach lan­gen und er­mü­den­den Dis­pu­ten zu sei­nen schläf­ri­gen Schü­lern und sagte:
„Kehrt ihr, Mön­che, der­einst als Vol­ler­wach­te und Er­lö­ste ins Nir­va­na ein und habt das Samsâra für immer und un­wie­der­bring­lich durch­schrit­ten, so gibt es keine Er­lö­sung mehr für euch.
Strebt ihr statt des­sen fort­wäh­rend und wa­cker die Er­lö­sung an, ohne ihrer je­mals teil­haf­tig zu wer­den, so bleibt sie euch für immer er­hal­ten.“ (Er­lö­sung, nein danke, S. 60) 

An­ge­lehnt an die aus­drucks­vol­le Spra­che frü­her Pa­li­ka­non-Über­set­zun­gen läßt der Autor sei­nen Vol­ler­wach­ten unter Er­lö­sung­su­chen­den wie unter in die­ser Hin­sicht völ­lig un­am­bi­tio­nier­ten Zeit­ge­nos­sen in 83 Epi­so­den seine Leere ver­brei­ten und denk­ge­rüst­ver­nich­tend sein Wesen trei­ben. Dabei kün­den viele zwi­schen­mensch­li­che De­tails, be­son­ders aber zahl­rei­che Epi­soden­ti­tel, von einem fei­nen Humor, der den Ge­dan­ken an Dog­men oder den er­ho­be­nen Zei­ge­fin­ger gar nicht erst auf­kom­men läßt: „Ver­geß­ßlich­keit, die auch be­freit“, „Das Hindu-Huhn oder das Bud­dha-Ei“, „Sumpf­mü­cken und die Er­leuch­tung“, „Schreck laß wach“, um nur ei­ni­ge zu nen­nen.

Die letzt­ge­nann­te Epi­so­de sei auch gleich als Bei­spiel an­ge­führt, daß es sich trotz der hu­mor­voll-leich­ten Er­zähl­wei­se des Au­tors nie um bloße Wort­spie­le­rei­en han­delt. Viel­mehr wird hier herr­lich bei­läu­fig, doch mit großer sprach­li­cher Prä­zi­si­on, die all­täg­li­che, un­be­wuß­te Ge­spal­ten­heit des Le­sers der­art auf die Spit­ze ge­trie­ben, daß be­sag­ter Spalt für einen kur­zen Au­gen­blick un­über­brück­bar wird und sich dort ein Raum er­öff­net, wo sonst un­an­ge­foch­ten Ord­nung herrscht:

Schreck laß wach …
Bei einer sei­ner vie­len Me­di­ta­tio­nen ge­schah es ein­mal, daß sich der Vol­ler­wach­te im Lotos­sitz und tief ver­sun­ken im Schlaf an­traf. Er hü­stel­te er­staunt, und so­fort wurde auch der an­de­re wach. (S. 33) 

Autor Hel­mut Bar­thel, Jahr­gang 1951, setzt sich seit lan­gem mit dem Bud­dhis­mus aus­ein­an­der. Poems wie „Bud­dhas Eck’“ oder „Ver­ken­nung un­end­lich“, ver­öf­fent­licht im Rah­men sei­ner Lyrik-Bände „Dich­ter­stu­be 1 und 2“, ver­deut­li­chen fer­ner­hin den le­ben­di­gen Um­gang, den er mit die­ser Denk­tra­di­ti­on pflegt:

Buddhas Eck’
Ohne daß ein Stuhl mich daran hindert,
ein Kissen mich gar unterbricht,
mich meine Schlafstatt täuscht
oder mich meine Füße in die Irre führen,
werd’ ich unaufhörlich sitzen.
[1]
Verkennung unendlich
Den unendlichen Ozean der Verkennung
zu überbrücken, kann nur gelingen,
wenn ihm weitere Verkennungen
hinzugefügt werden.
[2]

Stets wie ne­ben­her und mit großer Be­we­gungs­frei­heit be­weist der Autor in Sa­chen Bud­dhis­mus eine Ex­per­ti­se, von der zu pro­fi­tie­ren es das vor­lie­gen­de Buch dem in­ter­es­sier­ten Leser leicht und dem ge­neig­ten Leser lau­nig macht – und das mög­li­cher­wei­se man­chen ver­är­gert, der den kurz­fri­sti­gen Ver­lust der einen oder an­de­ren Denk­fes­sel zu be­kla­gen hat.


Anmerkungen:

[1] Helmut Barthel, Dichterstube – Kehricht, Band 2,
MA-Verlag 2016, S. 158

[2] Helmut Barthel, Dichterstube – Kehricht, Band 2,
MA-Verlag 2016, S. 145


Helmut Barthel
Der Vollerwachte aber widersprach und sagte …
MA-Verlag, Stelle-Wittenwurth 2016
148 Seiten
9,90 Euro
ISBN: 978-3-925718-28-1

6. September 2016

Copyright 2016 by MA-Verlag

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Dichterstube - Kehricht Band 1, Buchrückseite - © 2016 MA-Verlag Dichterstube - Kehricht Band 1, Buchdeckel - © 2016 MA-Verlag

Helmut Barthel

Dichterstube – Kehricht Band 1

Lyrik & Poesie

erschienen im August 2016
Paperback
Seitenanzahl 272
Preis 12,90 €

ISBN/EAN: 978-3-925718-26-7

Klap­pen­text:

Die bei­den Bände „Dich­ter­stube, Keh­richt Band 1 und 2“ ent­hal­ten alle wei­te­ren Ge­dichte von Hel­mut Bar­thel in den ver­schie­den­sten For­ma­ten und Apho­ris­men, die in den fünf Bü­chern „Ly­rik-Le­sung“ noch nicht ver­öf­fent­licht wur­den. Ver­blie­be­nes vom Fein­sten!

1. Kosmos, Natur, Wissenschaft und Technik

Kosmos

Kalt
Odyssee 2001
Einsteinfrei
Ur-Sprung
Glockenspiel
Das schwarze Loch
Der tote Stern

Natur

Ruhe
Die Beere
Honig
Lichtflug grün
Freiwild
Die Wurzel
Walfang
Die Quelle
Ökowut
Augenlicht
Wipfeltraum
Flüstern
Blutstaub
Schwerkraft
Sonnentanz
Hüllen
Spiegellos
Luft
Partystaub
Der Angriff

Wissenschaft und Technik

Stapellauf
Fechters Glück
Schiebende Hände
Niet- und nagelfest
Morbus Placebo
Eden
CERN

2. Soziales, Politik, Geschichte

Soziales

Die Galoschenoper
Die Galoschenoper (2)
Der Schafsflüsterer
Über Menschen
Freie Qual
Bedeutung
Augenblick
Sozial
Nur gefangen
Arglos
Niemand nirgends dort
Freundschaft
Trauer
Tränen
Sorgen
Reserve
Kartenleger
Party
Nähe
Agape
Entfesselt
Wortlos
Wortflucht
Ruh’
Ausflucht
Eltern
Bleib bei deinem Leisten
Der Strohhalm
Helden
Speise
Menschenskind
Rauchen verboten

Politik

Establishment
Informiert, abserviert
Die Orwellballade
Fortschritt du
Bürgerrechte
Homo Legalitus
Blüte
Glaub nicht
Silberstreif
Schwarzes Herz
Der Kommunist

Geschichte

Vom Liedermacher Wolf
Der Protegé
Liederwolf
Rumpelstilzchen

3. Weltsichten: Philosophie, Religionen, Sterben und Tod

Philosophie

Standfest
Irrsinn
Seele
Splitter
Seelenquell
Stimmen
Abgrund
Wirklich
Erleuchtung
Vereitelt
Klar
Lächeln
Mit Worten
Siegen
Wolkenhände
Karmariß
Echo
Geist
Staunen
Urteil

Religionen

Senfkorn
Dharma
Erlösung

Sterben und Tod

Das Rad
Der letzte Schmerz
Der Schrei
Absturz
Ein wenig
Pferdefuß
Gestank
Austherapiert
Einmal
Jüngstes Gericht
Verträumt
Enge
Walhalla
Heilige Hallenv
Die fernste Stunde
Finsterv
Der Sinn
Schwarze Blume
Der Stachel des Todes
Der Blitz

4. Antikriegsgedichte

Hunde des Krieges
Kriegslärm
Fahnenflucht
Kriegstanz
Hirtenzorn
Kosovo Pamphlet
Purple Heart
Angriffsrecht
Gänseblümchenschneider
Requiem Amerika
Hosenmatz
Beute
Prävention
McSimple
Die Bombe
Unmut
28. August bei Kundus

5. Mythen, Zauber, Träume

Eddas Blut
Ragnarök
Affenwort
Das Gespenst
Dämmerung
Seelenwind
Geheim
Dunkelzeit
Untot
Geheimnis
Das Ungeheuer
Ein fester Traum
Nachtmahr

Sozial

Der Langsamste, der sei das Maß,
der Schwächste sei die Stärke!
Als Regel wär’ darauf Verlaß,
wenn ich mir dieses merke:
Wie wär’ es, wenn der Schnellste siegt,
der Stärkste hätt’ das Sagen,
so daß fast jeder unterliegt,
den nicht die Schwachen tragen?

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Dichterstube - Kehricht Band 2, Buchrückseite - © 2016 MA-Verlag Dichterstube - Kehricht Band 2, Buchdeckel - © 2016 MA-Verlag

Helmut Barthel

Dichterstube – Kehricht Band 2

Lyrik & Poesie

erschienen im August 2016
Paperback
Seitenanzahl 188
Preis 10,90 €

ISBN/EAN: 978-3-925718-27-4

Klap­pen­text:

Die bei­den Bände „Dich­ter­stube, Keh­richt Band 1 und 2“ ent­hal­ten alle wei­te­ren Ge­dichte von Hel­mut Bar­thel in den ver­schie­den­sten For­ma­ten und Apho­ris­men, die in den fünf Bü­chern „Ly­rik-Le­sung“ noch nicht ver­öf­fent­licht wur­den. Ver­blie­be­nes vom Fein­sten!

1. Leiersätze

Leicht
Trief
Wasserspiegel
Früher
Feige
Maßstab
Staubkorn
Lächeln
Engelshaar
Verschlungen
Verschließen
Doch
Flügelschlag
Stille
Der Arme
Witterung
Plazenta
Ist es?
Morgens

2. Sonette

Traumvergessen
Nebelzweig
Letzte Pflicht
Verseifen
Verwandt
Talisman

3. Repliken

Die Grenzen meiner Sprache
Nonsenskorrektur

4.1 Kurztext naiv

Drohung
Fadenschein
Wenn …
Mühe …

4.2 Essay

Reflexionen: Schattenblick

4.3 Klausuren

Vor Ort
Beschwerde

5.1 Augenlärm

Connect …
Musik …
Und doch …
Lauschen …
Das feinste Ohr …

5.2 Blinder Zorn

Unverstellt …
Begreifen …
Du kannst sehen …
Verrat …
Phobisch …
Schemen …
Blind ist …
Fassung …
Eines …
Ohne Licht …
Augenmaß …
Farben …

6. Tiermoritaten

Sühnelos
Schade
Die Feier
Kosmetik
Der Barsch
Hamsterrad
Ferdinand
Das tapfere Schneiderlein

7. Gedichte zum Jahreswechsel

8. Dichterstreit

Das Schweigen für Sonette brechen
Moral ruft die Vernunft
Sprechen, schmieden, streiten
Bogenbruch und Spannverlust
Rückstand und Toilettenlyrik
Fledderfluch auf Goethe
Um’s Wort gerungen, als Flucht mißlungen
Generationenverluste und kein Ende
Die Bedeutung weicht dem Sinn
Hörst du, wie die Brunnen rauschen …
Nonsens daneben – Joachim Ringelnatz
Nicht zu fassen – Rainer Maria Rilke

9. Aphorismen 105

10. Es war einmal …

Heitere Verse von und mit H. Bart

Leicht

Leicht
lebt
Liebe
lichtens
lodernder
Lust.

Trief

Träge
triefen
Trauertropfen
lose
leider
lediglich
lind und
leicht dann
lächerlich.

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Federfang, Buchrückseite Federfang, Buchdeckel

Brigitte Plath

Federfang

Satire- und Erzählgedichte

erschienen im Mai 2016
Paperback
Seitenanzahl 116
Preis 9,70 €

ISBN/EAN: 978-3-925718-36-6

Klap­pen­text:

„Können die nicht Frieden halten?“,
sagt Herr Schulz zum Zeitungsrand
und versucht sein Ei zu spalten
mit dem Messer in der Hand … (aus: Blutwurstfrieden)

Be­klem­mend all­täg­lich und da­bei vol­ler Über­raschungs­mo­men­te le­ben die Sa­tire­ge­dich­te von Bri­git­te Plath nicht vom Ka­lau­er, son­dern von je­nen Schrecken und tref­fend ge­schil­der­ten Zwi­schen­un­mensch­lich­keit­en, die, nur all­zu leicht­fertig fer­nen Krie­gen und Ka­ta­stro­phen zu­ge­ord­net, auch in un­mit­tel­bar­er Nä­he al­ler Hoff­nung und Ge­wohn­heit un­er­war­tet ihr­en Tri­but for­dern.

Die Er­zähl­ge­dich­te der Au­tor­in ge­lei­ten den Le­ser so­wohl in aben­teu­er­lich-fin­stere Regio­nen als auch an ma­ler­ische Or­te, wo­bei nicht nur die ma­gisch-my­stisch­en und mär­chen­haf­ten An­klän­ge durch­aus an die deutschen Ro­man­tiker er­in­nern, son­dern auch die kon­se­quen­te und doch an­ge­nehm bei­läu­fi­ge Ver­wen­dung von Vers­maß und Reim.

Dass die­ses Buch zum For­mu­lie­ren von Sicht­weisen er­mu­tigt, die in Zei­ten kras­ser Pro­fit­orien­tierung und dok­tri­närer Wis­sen­schaft­lich­keit im­mer mehr aus dem Blick­feld und der Spra­che ver­schwin­den, macht es be­son­ders le­sens­wert.

In der Nacht bleibt’s totenstill,
nur wer hinzuhören weiß,
weil er’s wirklich wissen will,
hört den Nachhall eines Schreis … (aus: Alter Horch)

Satiregedichte
Blutwurstfrieden
Deutschland um halb zehn
Schnell, schnell
Frühlingslied
Der Auftrag
Fischi, Fischi
Rex
Die Schuhe
Die Pilzliebhaberin
Der Störenfried
Bessere Leute
Gugelhupf

Erzählgedichte
Aus-vorbei
Verliererzorn
Alles prima
Luftzigeuner
Marschland-Ballade
Alte Freunde
Nachtkonzert
Geerdet
Bärenstark
Schattenflitzer
Nasser Brand
Die Kröte
Schwarze Schwester
Kriegstanz
Gestreift
Grüner Blues
Himmelblau
Kalte Ernte
Licht aus
Markttag
Zwischenspiel
Alter Horch
Mückentanz
Die Ahne
Kein Wunder
Traumverloren
Frühgemut
Die Vertonung
Lieber Besuch

Die Schuhe

„Mutter, diese alten Schuhe,
die so schief gelaufen sind,
hier ganz unten in der Truhe,
dieses Leder – ist das Rind?

Früher hatten sie mal Spangen.
In der Sohle ist ein Loch.
Wer ist wohl darin gegangen?
Mutter, sag doch, weißt du’s noch?

Hart sind sie, doch von den Zehen
an den Rändern ausgebeult.
Hat die Frau da wohl beim Gehen
unterwegs manchmal geheult?

Und hier seitlich, an der Sohle,
sieht der Schuh aus wie verbrannt!
Da klebt Asche oder Kohle -
ist sie denn durch Glut gerannt?

Oh, hier drinnen, ich würd’ sagen,
daß das Heu ist oder Moos.
Mutter, wer die Schuh getragen,
über’m Spann war’n sie zu groß!

Ach, das kenn’ ich, bei den Schritten
rutscht der Fuß dann hin und her.
Wer so geh’n muß, hat gelitten,
Mutter, sag’, wer war das, wer?

Und dann hier, die vielen Schrammen,
längs über den ganzen Rist,
fast, als ob sie daher stammen,
daß die Frau gekrochen ist,

über Straßen voller Steine,
danach scheint’s mir auszuseh’n.
Ihr versagten wohl die Beine
und doch mußt’ sie weitergeh’n … .“

„Mein Gott, Kind, so gib doch Ruhe,
wühl nicht in dem alten Kram!
Das sind Urgroßmutters Schuhe,
womit sie aus Pommern kam.

Solltest lieber Bücher lesen
mit Reports und Zahlenlisten,
die dir zeigen, wie’s gewesen,
und nicht Schuh’ aus alten Kisten.“

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Ein Zimmermann in der Wüste, Buchrückseite Ein Zimmermann in der Wüste, Buchdeckel

Helmut Barthel

Ein Zimmermann in der Wüste

erschienen im Januar 2016
Paperback
Seitenanzahl 88
Preis 8,20 €

ISBN/EAN: 978-3-925718-35-9

Klap­pen­text:

Mit ei­ner Ex­e­ge­se der be­son­de­ren Art bie­tet Hel­mut Bar­thel in sei­nem Er­zähl­bänd­chen mit 14 be­kann­ten neu­testa­ment­lichen Epi­soden ei­nen ganz neu­en Blick etwa auf die Ver­su­chungs­ge­schich­te, die Spei­sung der Fünf­tau­send, die Hoch­zeit zu Ka­na, die Weih­nachts­ge­schich­te und an­de­re Be­ge­ben­hei­ten um den Zim­mer­mann Je­sus von Na­za­reth und sei­ne An­hän­ger, der ganz ohne Re­li­gi­o­si­tät und Fröm­mig­keit aus­kommt

  1. Keine Wüste ohne Wasser
  2. Konspiration mit dem Wind
  3. Die Wahrheit schweigt, das Wort macht frei
  4. Kapernaum oder das Wunder der Ernüchterung
  5. Zwischenmahlzeit
  6. Da wundert sich der Wein
  7. Streit vollendet
  8. Begünstigt sind die Zornigen
  9. Feiert und steht euch nicht im Wege
  10. Mächtig sind die Hilflosen
  11. Nach Zielen zu trachten, heißt Wege verachten
  12. Der Himmel bringt die Tatkraft nicht, die Tatkraft schafft den Himmel
  13. Wüstennachricht
  14. Die Nacht

Keine Wüste ohne Wasser …

Und ei­ner der bi­bel­fe­sten Nach­kom­men frag­te:
„Mei­ster, was be­deu­tet lie­ben …“

Der Na­za­re­ner a­ber sa­gte und sprach: „Tei­le das Was­ser der Oa­se, und es wird ein Mit­tel der Herr­schaft und der Un­ter­wer­fung sein. Es wür­de die Ur­sache für Elend, Not und Qua­len wer­den und nicht eine Quel­le des Le­bens, der Er­fül­lung, der Freu­de und der Kraft. Tei­le dei­ne See­le, dein Tun und dein Stre­ben und du schaffst die Grund­la­gen für den Ver­gleich und die Un­ter­schei­dung, für Zwie­tracht und für Zwang.

Ir­gend jemand hat ein­mal gesagt:
‚Lie­be dei­nen Näch­sten wie dich selbst.‘

Ich ab­er sa­ge dir: Lie­be dei­nen Näch­sten, nicht dich selbst.
Den an­de­ren zu lie­ben wie sich selbst, ist wie der Hun­ger, der dich zum Brot führt.
Den an­de­ren aber zu lie­ben und nicht sich selbst, ist wie das Brot, das sät­tigt und die Herr­schaft des Hun­gers bricht. Sich selbst zu lie­ben ist wie ein Faß oh­ne Bo­den und ein Ab­grund oh­ne Ufer.
Den an­de­ren zu lie­ben, ist wie ein Faß, das ge­leert und ge­füllt wer­den kann und wie ein Ufer, das vor dem Ab­grund bewahrt.“

(© 2000 by Helmut Barthel, MA-Verlag)

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Zauber kalt, Buchrückseite Zauber kalt, Buchdeckel

Helmut Barthel

Zauber kalt

Ein Märchen für Erwachsene
Teil 1 - Bari in Inari

erschienen im August 2015
Paperback
Seitenanzahl 176
Preis 11,80 €

ISBN/EAN: 978-3-925718-34-2

Klap­pen­text:

Folgt mir nun auf die Reise in eine ferne Ver­gan­gen­heit, die der Zu­kunft doch so nahe ist wie die Worte, die ich ge­brau­chen werde, um Euch die Be­ge­ben­hei­ten mei­ner Wan­der­schaft an die Quel­len der Zau­be­rei zu er­zäh­len. (H. B.)

  1. Prolog
  2. Der Gipsabdruck (Teil 1)
  3. Der Gipsabdruck (Teil 2)
  4. Lappland (Teil 1)
  5. Lappland (Teil 2)
  6. Lappland (Teil 3)
  7. Lappland (Teil 4)
  8. Nordlicht (Teil 1)
  9. Nordlicht (Teil 2)
  10. Nordlicht (Teil 3)
  11. Drei Mütter (Teil 1)
  12. Drei Mütter (Teil 2)
  13. Abgrund
  14. Risse und Sprünge

Prolog

Der An­fang vom Ende

oder ein Mär­chen für Er­wach­se­ne

Es ist schon mög­lich, daß meine Er­in­ne­run­gen un­scharf wer­den oder daß ich Um­stän­de, Zei­ten und Orte wich­ti­ger und auch bei­läu­fi­ger Er­eig­nis­se und Be­geg­nun­gen ein wenig durch­ein­an­der­brin­ge. Ich bin mir auch nicht si­cher, ob ich nicht häu­fig Dinge ganz an­ders er­lebt habe als an­de­re Per­so­nen in der­sel­ben Si­tua­ti­on. Aber un­be­zwei­fel­bar hat sich in­des­sen der Faden mei­nes per­sön­li­chen Schick­sals mit der Linie jener Her­kunft auf nicht mehr zu lö­sen­de Weise ver­bun­den, deren Ho­ri­zont und Gül­tig­keit viele Ein­wän­de zur Glaub­haf­tig­keit und zur Ge­nau­ig­keit ge­gen­stands­los wer­den las­sen, weil sie sich als Mut­ter aller un­ge­schla­ge­nen Schlach­ten von der Wirk­lich­keit er­nährt.

Vor dem Hin­ter­grund die­ser Fest­stel­lung ist alles, was ich zu sagen und zu be­rich­ten habe, gleich­wohl als au­then­tisch und tat­sa­chen­ge­recht zu be­trach­ten. In die­sem Gei­ste will ich er­zäh­len, und von An­fang an, wenn es geht, so­lan­ge mein Schreib­stift mich führt und die Er­in­ne­rung mich wach­hält.

(© 2000 by Helmut Barthel, MA-Verlag)

Helmut Barthel
Zauber kalt, Ein Märchen für Erwachsene
Teil 1, Bari in Inari (Roman)

Erschienen in der Elektronische Zeitung Schattenblick am 14. März 2016

Kein neuer Ca­sta­ne­da

Es gibt (zu­ge­ge­ben sel­ten) Bü­cher, die sich bei wie­der­hol­tem Lesen immer wie­der neu ent­blät­tern, Ein­zel­hei­ten, Sicht­wei­sen oder Zu­sam­men­hän­ge er­schlie­ßen, die man zuvor nicht be­merkt hat, oder die viel­leicht auch nicht da waren.

Das Ro­man­de­büt von Hel­mut Bar­thel Zau­ber kalt, des­sen er­ster Band einer Tri­lo­gie Ende 2015 im MA-Ver­lag er­schien, ist so ein Buch. Viel­leicht liegt es an der Dich­te der Spra­che und der zu­neh­men­den Ver­wo­ben­heit der Er­eig­nis­se, von denen es han­delt, si­cher­lich und nicht zu­letzt aber auch am Ge­gen­stand des Wer­kes, der so auf­re­gend wie schwer ein­fach kon­su­mier­bar ist.

Er­zählt wird die Reise des Ich-Er­zäh­lers mit einer Freun­din in den Nor­den Lapp­lands zu Be­ginn des Win­ters, die, fern­ab jeden tou­ri­sti­schen In­ter­es­ses, eher den Cha­rak­ter einer zwar ge­plan­ten, letzt­lich aber doch kurz­ent­schlos­se­nen For­schungs­ex­pe­di­ti­on hat.

Mich trieb eine sprich­wört­li­che dunk­le Ah­nung, mit mei­ner Aus­schau und Suche nach ver­lo­re­nem Mensch­heits­wis­sen und Spu­ren nie kul­ti­vier­ter und zi­vi­li­sier­ter Fer­tig­kei­ten und Kennt­nis­se aus­ge­rech­net im Herr­schafts­ge­biet der Po­lar­nacht, des Nord­lichts und des denk­bar erd­näch­sten Ster­nen­him­mels, den ich je ge­se­hen hatte, zu be­gin­nen. [S. 35]

Ein Mär­chen für Er­wach­se­ne nennt der Autor sei­nen Be­richt, was so­wohl die Deu­tung einer auf Tat­sa­chen oder zu­min­dest Er­fah­run­gen ba­sier­ten Er­zäh­lung zu­läßt, folgt man der ur­sprüng­li­chen Ver­wen­dung des Wor­tes ‚Mär‘, als auch, eher dem heu­ti­gen Ge­brauch an­ge­paßt, die von eher fa­bu­lier­ten und er­fun­de­nen In­hal­ten. Al­ler­dings trägt der Roman so star­ke au­to­bio­gra­phi­sche Züge, daß man ge­neigt ist, das Ge­schrie­be­ne für mehr als bloße Phan­ta­sie zu hal­ten. An­de­rer­seits schil­dert er so un­glaub­li­che Er­fah­run­gen, daß der Leser dies­be­züg­lich am Ende im Un­ge­wis­sen bleibt.

Im an­bre­chen­den Win­ter 1975 ma­chen sich der Er­zäh­ler und seine Freun­din Kirs­ten, dem Vor­weih­nacht­stru­bel Ham­burgs ent­flie­hend, auf den Weg, um die kalte dunk­le Zeit in einer Hütte am Ina­ri-See in der Ein­sam­keit nor­di­scher Wäl­der zu ver­brin­gen.

Aber so be­ginnt das Buch nicht, son­dern mit einer er­sten selt­sa­men Be­geg­nung um ein Feuer, das sich auf einer klei­nen Insel in der Feuch­tig­keit des Un­ter­hol­zes bei Nebel und Nie­sel­re­gen wie von Zau­ber­hand ent­facht.

Am Rande des hel­ler wer­den­den Feu­ers stand ein Mensch, ver­hüllt in einem dich­ten Um­hang und aus­ge­spro­chen klein, nicht mehr als etwa 1,50 Meter groß, je­doch zu stark ge­baut und zu ent­schlos­sen in der Be­we­gung für ein Kind. Das alles zu­sam­men und die ein­fa­che Tat­sa­che, un­ver­mit­telt den bei­ßen­den Qualm nas­sen Brenn­hol­zes in der Nase zu haben, setz­te mich au­ßer­stan­de, dem schnel­len Ge­sche­hen in ge­wohn­ter Weise fol­gen zu kön­nen oder dem Schat­ten des Men­schen am Rande des Feu­ers gar, der sich vor einem rech­ten Be­grei­fen mei­ner Be­ob­ach­tung und nicht zu­letzt dann auch mei­nen su­chen­den Bli­cken ent­zo­gen hatte. Nur die un­ge­heu­er­li­che Haar­pracht, ähn­lich einem über­di­men­sio­na­len Afro­look, blieb an mei­ner Netz­haut haf­ten. [S. 14]

Ful­mi­nan­te Zeit­sprün­ge und ra­san­te Orts­wech­sel durch­zie­hen den ge­sam­ten Roman, wir­ken je­doch nie be­fremd­lich oder kon­stru­iert, son­dern fügen sich zu einer zu­neh­mend nach­voll­zieh­ba­ren Gleich­zei­tig­keit und einem Zu­sam­men­fall von Er­eig­nis­sen – ein Auf­bre­chen von Zeit- und Räum­lich­kei­ten, als sei die Om­ni­prä­senz von Er­eig­nis­sen der Wirk­lich­keit näher als die uns ge­wohn­te und ge­zähl­te Ord­nung zeit­li­cher Ab­fol­ge und räum­li­cher Tren­nung und Zu­ord­nung. So hat man das vor­her noch nicht ge­le­sen.

Dazu be­dient sich der Autor an ei­ni­gen Stel­len des Kunst­griffs der Wie­der­ho­lung. Einem Déjà-vu ähn­lich be­schreibt er den Wech­sel auf glei­che Weise er­fah­re­ner Über­gän­ge in den­noch zu­sam­men­hän­gen­der Strin­genz un­ter­schied­li­cher Ge­gen­wär­tig­kei­ten und ver­schafft dem Leser da­durch den Ein­druck un­ge­bro­che­ner Er­eig­nis- und Er­leb­nis­ket­ten. Nur dem Auf­merk­sa­men ent­geht nicht, daß klein­ste Ver­än­de­run­gen der Text­pas­sa­gen dar­auf hin­deu­ten, daß sich nichts wie­der­holt. Dabei ist die Be­schrei­bung des­sen, wovon be­rich­tet wird, äu­ßerst prä­zi­se und bei allem Wort­reich­tum immer auf das We­sent­li­che kon­zen­triert.

An­ders als Car­los Ca­sta­ne­da, des­sen Be­geg­nun­gen mit sei­nem Lehr­mei­ster Juan Matus in den 70er und 80er Jah­ren des ver­gan­ge­nen Jahr­hun­derts Mil­lio­nen von Su­chen­den fas­zi­nier­te und der aus der eso­te­ri­schen Szene jener Jahre nicht mehr weg­zu­den­ken ist, ver­zich­tet Hel­mut Bar­thel auf jeden Ent­wurf einer neuen Kos­mo­lo­gie, die die Welt an­ders, aber eben auch er­klärt. Zau­ber kalt ist kein Zau­ber­buch, an des­sen Ende die Leser fas­zi­niert den Gang der Macht oder etwas an­de­res ein­üben, son­dern der Be­richt von Be­geg­nun­gen und Be­rüh­run­gen mit einer Welt, deren Un­ab­weis­lich­keit sich dem Prot­ago­ni­sten wie dem Leser ver­mit­telt, ja ge­ra­de­zu auf­drängt, in all ihrer Fremd­heit, ohne sich zu ent­schlüs­seln oder zu er­klä­ren.

Die er­sten Er­leb­nis­se einer ver­scho­be­nen Wirk­lich­keit er­eig­nen sich schon vor An­tritt der Reise – ein merk­wür­di­ger Gips­ab­druck in einem An­ti­qua­ri­at, ein ge­heim­nis­vol­ler Tou­rist, den alle an­ders oder auch gar nicht wahr­ge­nom­men haben, die Kon­fron­ta­ti­on mit einem afri­ka­ni­schen Stam­mes­krie­ger in einer Ham­bur­ger Wohn­ge­mein­schaft, die der Er­zäh­ler im Rück­griff prä­sen­tiert. Der Leser er­fährt, daß sich der Prot­ago­nist schon län­ger mit au­ßer­ge­wöhn­li­chen Phä­no­me­nen be­schäf­tigt, daß er ge­wis­se Kennt­nis­se und Fer­tig­kei­ten auf die­sem Ge­biet er­langt und sich einen ent­spre­chen­den Namen ge­macht hat.

Na­tür­lich war meine Be­schäf­ti­gung von Ju­gend an mit exo­ti­schen Re­li­gio­nen und Kul­tu­ren, ihren Denk­wei­sen und ihren Ge­heim­nis­sen eben­so wie das In­ter­es­se an altem Wis­sen und Kün­sten für mich mehr als nur ein Ste­cken­pferd. […] Ein be­son­de­rer Reiz lag frag­los für mich in der Mög­lich­keit, auf einen schier un­er­schöpf­li­chen Reich­tum an ver­lo­re­nen Kon­zep­ten, un­ge­reif­ten Denk­spie­len und schwer zu ent­rät­seln­den Prak­ti­ken zu­rück­grei­fen zu kön­nen, be­son­ders in mei­nem kri­ti­schen Be­mü­hen, das Den­ken in den mo­der­nen Wis­sen­schaf­ten und Kul­tu­ren und die Stand­punk­te mo­der­ner Kos­mo­lo­gi­en auf diese Weise unter Span­nung zu set­zen und zu hin­ter­fra­gen. [S. 49/50]

Mit Selbst­iro­nie und Sprach­witz schil­dert der Ich-Er­zäh­ler auch die Ei­tel­kei­ten und dar­aus er­wach­sen­den so­zia­len Fall­stri­cke, die aus den Re­ak­tio­nen des Um­fel­des auf sol­cher­lei Fer­tig­kei­ten auf eben jenem Ge­biet der Magie re­sul­tie­ren. Das trägt zur Au­then­ti­zi­tät des Ge­schrie­ben bei, ist aber immer wie­der auch ent­span­nend und äu­ßerst un­ter­halt­sam.

In Lapp­land an­ge­kom­men, trifft die Wucht der Er­eig­nis­se die Rei­sen­den schnel­ler und un­ver­mit­tel­ter als zu­nächst ge­dacht. Nach­dem die Ein­woh­ner in der Bari im 30 km ent­fern­ten Inari, wohin mon­täg­lich die Ein­kaufs- und Post­tour der Bei­den geht, auf neu­gie­ri­ges wie plum­pes Be­fra­gen jeden Bezug zum Scha­ma­nis­mus in die­ser Ge­gend weit von sich wei­sen, lehrt die Tat­säch­lich­keit etwas an­ders.

Zu­neh­mend wer­den die Tage am See be­stimmt von den kür­zer wer­den­den Hell­pha­sen, die bald einem dau­ern­den Däm­mer­licht wei­chen, um die zum Über­le­ben not­wen­di­gen Ver­rich­tun­gen zu er­le­di­gen. Die Schil­de­run­gen einer durch Dun­kel­heit ein­ge­schränk­ten All­tags­be­wäl­ti­gung wer­den durch­bro­chen, ja in wach­sen­dem Maße durch­wirkt von jenen Er­eig­nis­sen, die Anlaß und Motiv des Auf­bru­ches, aber weder vor­her­seh­bar noch plan­bar ge­we­sen waren. Wie der Er­zäh­ler aus ei­ge­nem An­trieb zwar, aber ohne ei­ge­nes Zutun und vor allem ohne Zu­griff in Si­tua­tio­nen gerät, die ihn in Zu­stän­de exi­sten­ti­el­ler Not und nie ge­kann­ter Äng­ste ver­set­zen, und dort gleich­zei­tig die größ­te Frei­heit und Ge­bor­gen­heit er­fährt, das ist so dicht und kurz­ge­tak­tet ge­schil­dert, daß der Leser selbst un­wei­ger­lich in den Sog und Stru­del der Er­eig­nis­se gerät.

Mit 150 Sei­ten ist der sehr dicht er­zähl­te Roman ein eher schma­les Bänd­chen, das man, bei an­de­rer Schwer­punkt­set­zung, leicht auf das Viel­fa­che hätte brin­gen kön­nen. Ob­wohl er sich mit be­kann­ten Ver­tre­tern des ma­gi­schen Rea­lis­mus die Lei­den­schaft des Er­zäh­lens und die Be­schäf­ti­gung mit exi­sten­ti­el­len Fra­gen, mit der ‚Welt hin­ter den Din­gen‘ und einer ‚Wirk­lich­keit hin­ter der Zeit‘ teilt, und sich wie die phan­ta­sti­sche Li­te­ra­tur jeder In­te­gra­ti­on un­er­klär­li­cher Vor­komm­nis­se in ein be­ste­hen­des Ord­nungs­sy­stem ver­wei­gert, ent­zieht sich der Be­richt, der sti­li­stisch wie sprach­lich in sei­ner Reich­hal­tig­keit und In­no­va­ti­on über­zeugt, doch jeder Ka­te­go­ri­sie­rung.

Mit Fort­schrei­ten der Lek­tü­re neh­men auch die un­ge­wöhn­li­chen Er­eig­nis­se und Phä­no­me­ne an In­ten­si­tät und Häu­fig­keit zu, so daß Zau­be­ri­sches wie All­tag glei­cher­ma­ßen un­heim­lich und fremd wer­den, aber die Acht­sam­keit wächst.

Sehr wohl hiel­ten sol­che und ähn­li­che Er­leb­nis­se, die in Folge be­son­de­rer Auf­merk­sam­keit und frem­der Um­ge­bung nur allzu na­tür­lich er­schie­nen, ein au­ßer­ge­wöhn­li­ches Maß an Wach­heit und In­ten­si­tät bei der Hand­ha­bung auch der ge­ring­sten Klei­nig­kei­ten na­he­zu un­un­ter­bro­chen auf­recht. Kei­nes­wegs je­doch waren diese Ein­drü­cke und Er­fah­run­gen auch nur ober­fläch­lich zu ver­wech­seln mit den Über­grif­fen und den Un­ab­weis­bar­kei­ten un­er­klär­lich­ster und furcht­er­re­gend­ster Er­eig­nis­se, die sich seit un­se­rer Be­geg­nung mit dem Le­der­ge­sicht, wie ich in­des­sen den tot­ge­schwie­ge­nen Orts­scha­ma­nen in stum­mer Stim­mig­keit nann­te, in der Bari von Inari in immer kür­ze­ren Ab­stän­den und immer hef­ti­ger in ihren Aus­wir­kun­gen un­se­ren Be­mü­hun­gen, Nor­ma­li­tät auf­recht­zu­er­hal­ten, manch­mal sogar schon fast ver­nich­tend auf­zwan­gen. [S. 103]

Als die bei­den Rei­sen­den nach Ham­burg zu­rück­keh­ren, ist, nach einem halb­her­zi­gen Ver­such, zum Er­fah­re­nen Ab­stand zu ge­win­nen und sich neu zu sor­tie­ren, klar, daß die Um­ge­bung ihre ein­sti­ge Ver­traut­heit ver­lo­ren hat und wohl auch nicht mehr wie­der­ge­win­nen wird. Viel­mehr er­weist sich hier, daß Lapp­land und Ham­burg, Ver­gan­gen­heit und Zu­kunft, so­ge­nann­tes Ma­gi­sches und schein­bar Tat­säch­li­ches un­auf­lös­lich mit­ein­an­der ver­bun­den sind.

[…] un­be­zwei­fel­bar hat sich in­des­sen der Faden mei­nes per­sön­li­chen Schick­sals mit der Linie jener Her­kunft auf nicht mehr zu lö­sen­de Weise ver­bun­den, deren Ho­ri­zont und Gül­tig­keit viele Ein­wän­de zur Glaub­haf­tig­keit und zur Ge­nau­ig­keit ge­gen­stands­los wer­den las­sen, weil sie sich als Mut­ter aller un­ge­schla­ge­nen Schlach­ten von der Wirk­lich­keit er­nährt. [S. 9]

Das Er­schei­nen von Zau­ber kalt, Band 2 und 3 ist noch für die­ses Jahr 2016 ge­plant.

Copyright 2016 by MA-Verlag



REZENSION: Helmut Barthel – Zauber kalt, Teil 1, Bari in Inari (Roman) (SB)

Helmut Barthel

Zauber kalt
Ein Märchen für Erwachsene
Teil 1 – Bari in Inari

Wo es kalt und dunkel ist …

„Zau­ber kalt“ ist ein un­ge­wöhn­lich di­stanz­lo­ses Buch. Es ent­stand in An­leh­nung an die Er­leb­nis­se und Er­fah­run­gen im Um­feld einer Reise nach Lapp­land, die Autor Hel­mut Bar­thel Ende 1975 in Be­glei­tung einer Freun­din un­ter­nahm. Ob­gleich er im Pro­log auf die Sub­jek­ti­vi­tät sei­ner Ein­drü­cke hin­weist und auch der Un­ter­ti­tel “Ein Mär­chen für Er­wach­se­ne„ kei­ner­lei Wahr­heits­an­spruch ver­mit­telt, er­füllt den Leser vom er­sten Ab­satz an die Ge­wiß­heit, es mit einem voll­kom­men au­then­ti­schen Be­richt zu tun zu haben. Ge­mein­sam mit Hel­mut Bar­thel und sei­ner Freun­din Kirs­ten gerät man so­gleich in den un­wi­der­steh­li­chen Sog von Be­ge­ben­hei­ten, die sich zwi­schen dem da­ma­li­gen Ham­bur­ger Wohn­ort des Au­tors in der Ep­pen­dor­fer Lu­dolf­stra­ße und einer ge­mie­te­ten Block­hüt­te am Ina­ri­see im nörd­li­chen Lapp­land er­eig­nen, wäh­rend die bei­den ihr er­klär­tes An­lie­gen ver­fol­gen, „nach den Din­gen hin­ter den Din­gen zu for­schen“:

Weiter …
Schattenblick - INFOPOOL - DIE BRILLE - REDAKTION
REZENSION/015: Helmut Barthel – Zauber kalt, Teil 1, Bari in Inari (Roman) (SB)

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Lyrik-Lesung 1, Buchrückseite Lyrik-Lesung 1, Buchdeckel

Helmut Barthel

Lyrik-Lesung 1

im Kulturcafé Komm du
Hamburg-Harburg

erschienen im Mai 2015
Paperback
Seitenanzahl 200
Preis 12,80 €

ISBN/EAN:978-3-925718-29-8

Klap­pen­text:

Seit Mai 2013 prä­sen­tier­te Hel­mut Bar­thel in lo­cke­rer Le­se­fol­ge aus sei­nem rei­chen Fun­dus von über 1000 Ge­dich­ten im Kul­tur­café Komm du in Ham­burg Har­burg eine Aus­wahl aus der Edi­ti­on „Dich­ter­stu­be“. Die er­sten fünf Le­sun­gen zeich­net der MA-Ver­lag jetzt mit einer Reihe von fünf Ly­rik­bänd­chen nach, die so un­ter­schied­li­che Be­rei­che wie ‚In­nen- und Um­welt‘, ‚Po­li­tik und So­zia­les‘, ‚My­thi­sches und Ma­gi­sches‘, ‚Spra­che und Den­ken‘ und nicht zu­letzt ‚Hu­mo­ri­sti­sches und Sa­ti­re‘ um­fas­sen. Jene, die dabei waren, mögen sich so den Ein­druck noch ein­mal wach­ru­fen, den der über­zeu­gen­de Vor­trag hin­ter­ließ, aber auch in der rei­nen Lek­tü­re ent­fal­tet sich Hel­mut Bar­thels Wort­ma­gie auf ein­zig­ar­ti­ge Weise. Für alle Ge­dich­te gilt, was der Autor selbst ein­mal so for­mu­lier­te:

… und der Reim
als Archiv
hält den Keim
frisch und tief.

Inhalt

168: Afrika irgendwo 13
293: Das blaue Hemd 17
332: Die grüne Haube 19
276: Der Nasenzwerg 21
359: Post am Pol 23
312: Himmelsruf 25
269: Morgentau 27
338: Lichtgeburt 29
091: Das Puck-Gebet 31
322: Ich liebe dich 33
245: Der Hügel 35
069: Heimat 37
273: Teufelchen 39
297: ApoAgitProp Ballade 43
111: Erschrocken 49
180: Bitteres Vergißmeinnicht 51
134: Räuberballade 53
131: Zu alt 57
124: Fuchsvermächtnis 61
067: Hexen 65
066: Die Nornen 69
196: Windgeflüster 71
200: Flugtraum 75
147: Fürchte dich 79
201: Ruf des Blutes 81
140: Ausbruch 85
324: Klabautermann 89
126: Wasser 93
167: Kleines Feuer 97
296: Zeit mit Hut 99
277: Fluctui 101
335: Hirsekorn 105
191: Trollheim 109
317: Erlkönig 115
234: Verloren 119
255: Danach 123
357: Halali 127
347: Der Held 131
216: Der Mantel 133
219: Das kalte Dach 137
212: Rotmütz 141
197: Der schwarze Karfunkel 145
182: Die Geldfabel 149
260: Hüte dich 153
128: Zwergschaft 157
149: Alter Zorn 163
045: Wölfe 167
233: Leise 169
261: Bete aufrecht 173
263: Wer sagt . 175
222: Eisentanz und Firlefanz 179
104: Menschenrecht 183
028: Das Lied 187
003: Sturm 191
025: Wegzehrung 193

Das Puck-Gebet

Wirf die Sterne in die Wolken,
laß’ es schneien in der Nacht,
dann hast du das Licht gemolken,
das das Weltall sichtbar macht.

Schwing’ dich in die höchsten Wipfel
mit der Sprung- und Kletterkunst,
setz’ dich auf des Baumes Gipfel
für ein Nebelbad im Dunst.

Grüß’ den Morgen vor der Sonne,
lang’ bevor die Welt erwacht,
find’ dich ein zur Elfenwonne,
die dir düst’re Freude macht.

Wenn der Tag die Schatten bricht,
die dir Schutz und Heimat sind,
schließ’ die Augen vor dem Licht,
und schlaf’ wie des Nachts das Kind.

Träume von dem nächsten Mond,
der dich weckt und neu belebt,
dessen Schein dich schirmt und schont
und dir Prachtgewänder webt.

Sorge nur in deinem Traum,
auch wenn es dir lästig ist,
für den dunklen Lebensraum,
den der Mensch so gern vergißt.

(© 2000 by Helmut Barthel, MA-Verlag)

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Lyrik-Lesung 2, Buchrückseite Lyrik-Lesung 2, Buchdeckel

Helmut Barthel

Lyrik-Lesung 2

im Kulturcafé Komm du
Hamburg-Harburg

erschienen im Mai 2015
Paperback
Seitenanzahl 148
Preis 10,90 €

ISBN/EAN: 978-3-925718-30-4

Klap­pen­text:

Seit Mai 2013 prä­sen­tier­te Hel­mut Bar­thel in lo­cke­rer Le­se­fol­ge aus sei­nem rei­chen Fun­dus von über 1000 Ge­dich­ten im Kul­tur­café Komm du in Ham­burg Har­burg eine Aus­wahl aus der Edi­ti­on „Dich­ter­stu­be“. Die er­sten fünf Le­sun­gen zeich­net der MA-Ver­lag jetzt mit einer Reihe von fünf Ly­rik­bänd­chen nach, die so un­ter­schied­li­che Be­rei­che wie ‚In­nen- und Um­welt‘, ‚Po­li­tik und So­zia­les‘, ‚My­thi­sches und Ma­gi­sches‘, ‚Spra­che und Den­ken‘ und nicht zu­letzt ‚Hu­mo­ri­sti­sches und Sa­ti­re‘ um­fas­sen. Jene, die dabei waren, mögen sich so den Ein­druck noch ein­mal wach­ru­fen, den der über­zeu­gen­de Vor­trag hin­ter­ließ, aber auch in der rei­nen Lek­tü­re ent­fal­tet sich Hel­mut Bar­thels Wort­ma­gie auf ein­zig­ar­ti­ge Weise. Für alle Ge­dich­te gilt, was der Autor selbst ein­mal so for­mu­lier­te:

… und der Reim
als Archiv
hält den Keim
frisch und tief.

Inhalt

110: Rauch 11
053: Gaumengeist 13
167: Kleines Feuer 15
327: Der Sündenpilz 17
356: Steigen 19
354: Mikrozwerg 21
084: Voller Mond 23
161: Nahtlos 25
048: Frösteln 27
087: Tagtraum 29
078: Windheim 31
238: Rutschbahn 33
254: Ein bißchen Blau 39
264: Appendix 43
287: Melancholie 47
304: Nebelbank 51
308: Die höchste Kunst 53
309: Nebelriß 57
339: Altes Glück 59
113: Regennacht 61
080: Zeichen 63
096: Aufbruch 65
156: Traumtanz 67
139: Sternenlicht 71
189: Hexenschritthüter 73
353: Ahorns Reise 77
349: Ein bunter Hund 81
344: Der Spaßer 85
310: Kieselsteinballade 89
227: Der Zug 93
193: Der Mückenstich 97
130: Schwarm 99
098: Rotkäppchen 105
294: Käferkarma 111
101: Vogelfrei 113
160: Furio 117
267: Die Einwilligung 125
170: Die andere Seite 129
141: Totenklage 133
203: Schwefelhut 137
Wunschgedicht
091: Das Puck-Gebet 141

Tagtraum

Ich möchte gerne reisen
auf nimmer Wiederkehr
und ohne Magen speisen,
von jedem immer mehr.

Ich möchte gerne fliegen
ganz ohne Flügelschlagen
und ohne Mühe siegen,
mit Lust und Freude klagen.

Ich möchte gern so vieles
und nie ist es genug,
als Herrscher dieses Spieles
wär’ ich unschlagbar klug.

Ach, wenn ich erst beginne
zu wünschen und zu träumen,
entfliehen mir die Sinne
in grenzenlosen Räumen.

Doch sind es gerade diese,
die ich zum Reisen brauche,
und dafür reicht die Wiese
und Sonne auf dem Bauche.

(© 2000 by Helmut Barthel, MA-Verlag)

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Lyrik-Lesung 3, Buchrückseite Lyrik-Lesung 3, Buchdeckel

Helmut Barthel

Lyrik-Lesung 3

im Kulturcafé Komm du
Hamburg-Harburg

erschienen im Mai 2015
Paperback
Seitenanzahl 192
Preis 12,50 €

ISBN/EAN: 978-3-925718-31-1

Klap­pen­text:

Seit Mai 2013 prä­sen­tier­te Hel­mut Bar­thel in lo­cke­rer Le­se­fol­ge aus sei­nem rei­chen Fun­dus von über 1000 Ge­dich­ten im Kul­tur­café Komm du in Ham­burg Har­burg eine Aus­wahl aus der Edi­ti­on „Dich­ter­stu­be“. Die er­sten fünf Le­sun­gen zeich­net der MA-Ver­lag jetzt mit einer Reihe von fünf Ly­rik­bänd­chen nach, die so un­ter­schied­li­che Be­rei­che wie ‚In­nen- und Um­welt‘, ‚Po­li­tik und So­zia­les‘, ‚My­thi­sches und Ma­gi­sches‘, ‚Spra­che und Den­ken‘ und nicht zu­letzt ‚Hu­mo­ri­sti­sches und Sa­ti­re‘ um­fas­sen. Jene, die dabei waren, mögen sich so den Ein­druck noch ein­mal wach­ru­fen, den der über­zeu­gen­de Vor­trag hin­ter­ließ, aber auch in der rei­nen Lek­tü­re ent­fal­tet sich Hel­mut Bar­thels Wort­ma­gie auf ein­zig­ar­ti­ge Weise. Für alle Ge­dich­te gilt, was der Autor selbst ein­mal so for­mu­lier­te:

… und der Reim
als Archiv
hält den Keim
frisch und tief.

Inhalt

028: Das Lied13
140: Ausbruch17
182: Die Geldfabel21
135: Der Finger25
186: Blattspitzen29
215: Vision33
073: Geistesfessel37
092: Ahnung41
106: Milch vegan45
239: Zählen47
207: Der Biß51
220: Waldfrieden55
248: Der Riß61
256: Begegnung65
265: Das halbe Herz67
300: Fliegerball71
307: Das Welkblattmärchen73
303: Hufscharren77
345: Überflüssig81
325: Keimfrei83
268: Kosmogolem85
252: Das Kartenhaus87
145: Schöpfung91
041: Graviton95
146: Erde97
352: Lachen tief101
082: Himmel und Hölle103
188: Wissen107
190: Vergeßlichkeit111
Tiermoritaten
Sühnelos (Oktober 1995)115
Schade (März 1996)119
Die Feier (Oktober 1996)123
Kosmetik (Februar 1997)127
Der Barsch (April 1997)131
Hamsterrad (August 1997)135
Ferdinand (November 1997)139
Das tapfere Schneiderlein (Mai 1998)143
Aus: Gedichte zum Jahreswechsel
12.12.2006 (Hartz IV)147
Wunschgedichte
277: Fluctui149
267: Die Einwilligung153
347: Der Held157
273: Teufelchen159
353: Ahorns Reise163
349: Ein bunter Hund167
130: Schwarm171
189: Hexenschritthüter177
297: ApoAgitProp Ballade181

Die Geldfabel

„Reich’ mir mal die Nuß, du Affe“,
sprach das Langhalstier hinauf.
„Hol’ sie dir doch selbst, Giraffe,
denn ich fresse grad und sauf’.“

Keine Frage, kein Problem,
ein, zwei Schritte und ein Biß
mit dem langen Hals, bequem
ist dem Tier die Nuß gewiß.

Jeder sorgt für sich allein,
doch auch für den ander’n mit,
und es kann kein Zweifel sein,
Tauschen hält die Freundschaft fit.

Manche aber wollten’s nicht,
weil sie doch bescheiden waren,
und verweigerten die Pflicht,
um sich Mühe zu ersparen.

„Sparen“, sprach ein Tier darauf,
„ließe sich doch auch noch tauschen,
wenn ich statt zu sparen kauf’,
und das Zählen lern’, statt lauschen.“

Leider galt das Tier als klug,
und zufrieden war wohl keiner,
viel zu nah schien der Betrug,
und am Ende hat nur einer
seinen freien Nutzgebrauch,
und die letzte Mahlzeit schwindet
in dem alten, schweren Bauch,
wo sie niemand wiederfindet.

Laßt uns also konsequent,
womit wir auch Handel treiben,
und bevor es wer verpennt,
in die große Dünung schreiben:
„Wieviel Mal ist es gewesen,
daß du mir geholfen hast“,
kann im Sande jeder lesen,
„und wenn jemand es verpaßt.“

„Besser noch, wir nehmen Steine,
ganz besond’re, denke ich,
oder gar bedruckte Scheine“,
sprach das kluge Tier zu sich.

Alle konnten es gut hören,
stimmten ab und waren eins
darin, sich nicht mehr zu stören
und zu scheiden meins und deins.

Waren auch die Tiere froh
über das erfund’ne Geld,
wissen wir doch heute, so
kam das Böse in die Welt.

(© 2004 by Helmut Barthel, MA-Verlag)

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Lyrik-Lesung 4, Buchrückseite Lyrik-Lesung 4, Buchdeckel

Helmut Barthel

Lyrik-Lesung 4

im Kulturcafé Komm du
Hamburg-Harburg

erschienen im Mai 2015
Paperback
Seitenanzahl 124
Preis 10,00 €

ISBN/EAN: 978-3-925718-32-8

Klap­pen­text:

Seit Mai 2013 prä­sen­tier­te Hel­mut Bar­thel in lo­cke­rer Le­se­fol­ge aus sei­nem rei­chen Fun­dus von über 1000 Ge­dich­ten im Kul­tur­café Komm du in Ham­burg Har­burg eine Aus­wahl aus der Edi­ti­on „Dich­ter­stu­be“. Die er­sten fünf Le­sun­gen zeich­net der MA-Ver­lag jetzt mit einer Reihe von fünf Ly­rik­bänd­chen nach, die so un­ter­schied­li­che Be­rei­che wie ‚In­nen- und Um­welt‘, ‚Po­li­tik und So­zia­les‘, ‚My­thi­sches und Ma­gi­sches‘, ‚Spra­che und Den­ken‘ und nicht zu­letzt ‚Hu­mo­ri­sti­sches und Sa­ti­re‘ um­fas­sen. Jene, die dabei waren, mögen sich so den Ein­druck noch ein­mal wach­ru­fen, den der über­zeu­gen­de Vor­trag hin­ter­ließ, aber auch in der rei­nen Lek­tü­re ent­fal­tet sich Hel­mut Bar­thels Wort­ma­gie auf ein­zig­ar­ti­ge Weise. Für alle Ge­dich­te gilt, was der Autor selbst ein­mal so for­mu­lier­te:

… und der Reim
als Archiv
hält den Keim
frisch und tief.

Inhalt

359: Post am Pol11
070: Schnee13
315: Apfelschaum15
219: Das kalte Dach17
071: Weihnachtszeit21
284: Arme Wurst23
283: Kurze Scham25
198: Suppenfurz27
035: Der Nebenraum29
164: Inschrift31
052: Yeti33
039: Dicht35
062: Schattenblick37
259: Sieben Schatten39
Aphorismen
Es war einmal … 31 heitere Verse41
Von und mit H. Bart
058: Frieden55
043: Eisen57
360: Wehmut59
290: Wie61
361: Du65
Rock-Liedtext: Ich will starten67
Wunschgedichte
212: Rotmütz’71
097: Der Feenberg75
332: Die grüne Haube81
248: Der Riß83
069: Heimat87
Sonett/003: Letzte Pflicht89
099: Mjöllnir91
091: Das Puck-Gebet97
299: Der Schritt99
255: Danach101
209: Grüner Schimmer105
149: Alter Zorn109
168: Afrika irgendwo113
Wetterverse Dezember 1995: Hunger119

Das kalte Dach

Ich hab’ es nicht gefunden,
das Plätzchen, das ich such’,
mir folgt seit vielen Stunden
der Obdachlosenfluch.

Will ich mich doch nur schützen
vor Wind und Schnee und Zug,
und Mäntel oder Mützen,
die wärmen nicht genug.

Denn Schnee von oben frachtet,
es kneift das Windgebiß,
mein Körper zittert, schmachtet,
ich friere und krieg Schiß.

Wovor soll ich mich ducken,
wenn ich alleine bin,
hätt’ ich doch was zum Schlucken,
es gäb’ der Kälte Sinn.

Niemand kann sie erklären,
die tunnelschwarze Angst,
warum sollst du dich wehren,
nichts da, um das du bangst.

Das wird die letzte Treppe,
die ich hinuntersteige,
mich nicht mehr weiterschleppe,
zum Kämpfen doch zu feige.

Auch dieser Brückenbogen
ist vollständig besetzt,
schnell hab’ ich mich verzogen,
bevor mich jemand hetzt.

Doch findet meine Suche
dann plötzlich ihren Halt,
ein Platz wie aus dem Buche,
mir ist auch nicht mehr kalt.

Fast zähle ich die Sterne
im warmen Lampenschein
der kleinen Hauslaterne,
als wär’ ich nicht allein.

Die harte Bordsteinkante,
die merke ich doch kaum,
ich treff’ die gute Tante
aus meinem Kindertraum.

Es heißt in den Gazetten,
es könnte nicht passieren,
wenn wir geholfen hätten,
daß manche doch erfrieren.

(© 2004 by Helmut Barthel, MA-Verlag)

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Lyrik-Lesung 5, Buchrückseite Lyrik-Lesung 5, Buchdeckel

Helmut Barthel

Lyrik-Lesung 5

im Kulturcafé Komm du
Hamburg-Harburg

erschienen im Mai 2015
Paperback
Seitenanzahl 200
Preis 12,80 €

ISBN/EAN: 978-3-925718-33-5

Klap­pen­text:

Seit Mai 2013 prä­sen­tier­te Hel­mut Bar­thel in lo­cke­rer Le­se­fol­ge aus sei­nem rei­chen Fun­dus von über 1000 Ge­dich­ten im Kul­tur­café Komm du in Ham­burg Har­burg eine Aus­wahl aus der Edi­ti­on „Dich­ter­stu­be“. Die er­sten fünf Le­sun­gen zeich­net der MA-Ver­lag jetzt mit einer Reihe von fünf Ly­rik­bänd­chen nach, die so un­ter­schied­li­che Be­rei­che wie ‚In­nen- und Um­welt‘, ‚Po­li­tik und So­zia­les‘, ‚My­thi­sches und Ma­gi­sches‘, ‚Spra­che und Den­ken‘ und nicht zu­letzt ‚Hu­mo­ri­sti­sches und Sa­ti­re‘ um­fas­sen. Jene, die dabei waren, mögen sich so den Ein­druck noch ein­mal wach­ru­fen, den der über­zeu­gen­de Vor­trag hin­ter­ließ, aber auch in der rei­nen Lek­tü­re ent­fal­tet sich Hel­mut Bar­thels Wort­ma­gie auf ein­zig­ar­ti­ge Weise. Für alle Ge­dich­te gilt, was der Autor selbst ein­mal so for­mu­lier­te:

… und der Reim
als Archiv
hält den Keim
frisch und tief.

Inhalt

061: Das blaue Band13
175: Eulenschrei15
083: Horst17
074: Das Blut der Bäume19
065: Der Maulwurf21
005: Die ewigen Windungen der Rose23
210: Asphalt25
034: Ofenrohr27
118: Weiße Tauben29
321: Menschendenke31
331: Fette Wurst33
184: Die Erbse35
075: Bon surreal37
194: Ein Unfall39
278: Falsifikation43
236: Geister47
295: Besenspan51
102: Kleines Volk55
138: Verborgen57
036: Schamane59
037: Traumzeit61
235: Blocksberg63
340: Das rote Tuch67
337: Engels Hordentod oder Europa73
318: Irgendwann79
185: Der Krah85
174: Krähen94
172: Geschichten95
280: Verstellt101
274: Klopfen103
270: Unnachgiebig109
258: Verbindung113
250: Der Ring117
242: Das Knochenspiel121
223: Ur-Sprung125
306: Sternenrest129
231: Der Gruß131
054: Zukunftsfrei135
081: What a Wonderful World139
121: Grün141
226: Schon vergessen145
205: Geschwister149
Wunschgedichte
233: Leise155
098: Rotkäppchen161
097: Der Feenberg167
149: Alter Zorn173
206: Der Hauch177
243: Der Bund181
260: Hüte dich183
267: Die Einwilligung187
273: Teufelchen191

Das blaue Band

Wer es sieht,
erkennt es nicht,
und es zieht
durch jedes Licht
seine himmelblaue Spur,
ohne jemals mehr zu sein
als die Dauerkorrektur
uns’rer Wirklichkeit zum Schein.

(© 1999 by Helmut Barthel, MA-Verlag)

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